Das ist einer der Gründe warum das WUMBA und das Kriegsamt im Rahmen des Hindenburgprogramms geschaffen wurde. 1916 steht das Deutsche Reich auf Verlust. Die deutsche Rüstung, anstaltsmäßig geführt vom preußisch deutschen Militär schafftt es nicht, die Bedürfnisse der Front zu befriedigen. Um jetzt den Anforderungen Genüge zu tun gibt es zwei Möglichkeiten. Die Antwort der militärischen Bürokratie: Um die Produktion zu steigern bauen wir neue Fabriken, rüsten die mit Werkzeugmaschinen aus, bilden das Personal aus, bauen neue Gleisanlagen zu den Fabriken und dann... Ist der Krieg schon lange aus, sagen die Ingenieure um Romberg. Wir machen das anders. Statt neue Fabriken zu bauen, was selbst unter Bedingungen der Kriegswirtschaft Monate dauert, spannen wir die gesamte metallverarbeitende Industrie für den Rüstungsprozeß ein. Wer Schrauben produzieren kann, produziert Schrauben, wer Blech stanzen kann, produziert Mäntel für Maschinnegewehre etc. Sering (Quelle oben) schätzt, dass ungefähr 40000 deutsche Firmen auf diese Art in die deutsche Rüstungsproduktion eingebunden wurden. Wie das im Eizelnen gemacht wurde, habe ich mal an Hand der MG Fertigung dargestellt.(B/B, Dt. Maschinengewehre,S.30 ff) Hier nur die graphische Darstellung der Ergebnisse( Quelle RH8/5862) Hallo Thomas, Interessantes Thema, ich denke am besten in einem neuen Faden zu entwickeln. Vielen Dank für die Abklärungen und die vielen Informationen! Der Bestand 2. WK in Freiburg ist für mich ganz wenig bekannt. Ich muß mal den Bestand RH 8 ansehen. Die Manuskripte von Petter über Kraftfahrwesen sind Drittschrift, anderswo in Freiburg als Erstschrift zu finden. Ich hatte mir schon lange Überlegungen gemacht, wo könnten die Akten vom Reichsarchiv über die Kriegswirtschaft sich befinden. Wie Du weißt, gab es bei der Bildung vom Heeresrachiv im Jahr 1937 eine Trennung: militärische Akten gingen unter Heeresarchiv, übliche Akten blieben beim Reichsarchiv (alles immer noch in Potsdam gelagert). Unser Meister in der Formationsgeschichte 1. WK, Hermann Cron, hatte sich 1920 bis 1936 mit den Militärakten beschäftigt. Mit der Trennung blieb er beim Reichsarchiv und wurde Leiter einer Abteilung Oeconomica. Jetzt wissen wir, daß ein Teil der Denkschriften aus der Zeit im Bestand RH 8 zu finden sind. Ich habe auch gesehen, daß manche Akten in Berlin-Lichterfelde im Bestand R 1506 zu finden sind. Gruß, Thierry
(Maxim schrieb) Die deutsche Kriegswirtschaft 1914/1918 rückt ja erst langsam in den Focus der Geschichtswissenschaft. Komplexe Materie zu der man technisches Grundlagenwissen und betriebswirtschaftliches Wissen braucht. Daher vermutlich bisher vom geisteswissenschaftlichen Zweig von Klios Jüngern eher vernachlässigt. Aber es gibt Licht am Horizont: Manfred Rasch, ehemaliger Leiter des Firmenarchivs Thyssen Krupp, hat dieses Jahr den Band "Das Ruhrgebiet im Ersten Weltkrieg, Technik und Wirtschaft", Aschendorff Verlag, Münster 2022, herausgebracht. https://www.aschendorff-buchverlag.de/detailview?no=13334 Marcel Boldorf ein Handbuch " Deutsche Wirtschaft im Ersten Weltkrieg" https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110556148/html?lang=de Dazu Boldorf/Haus Deutsche Kriegswirtschaft https://www.amazon.de/Deutsche-Kriegswirtschaft-Bereich-Heeresverwaltung-1914-1918/dp/3110448289 Hallo Thomas, Wieder ganz gute Informationen. Danke nochmals. Zur Veröffentlichung über Ruhrpott-Land, das Buch von M. Rasch, erwarte ich zuerst eine kritische Betrachtung. Knapp 30 Seiten für die Geschützproduktion von Krupp und anderen, das macht nicht viel... Oder lassen wir uns überraschen. Ich hatte große Erwartungen mit dem Buch (2 bändige) über Rheinmetall, vom Archivar der Firma. https://shop.greven-verlag.de/rheinmetall.html Die Fertigungen im 1. WK sind ganz überflogen (Rh. Rüstungsfabrik, sind Sie sicher ? Jo so wenig...). Enttäuschung. Gruß, Thierry
Moin Thierry, gute Idee das mit dem neuen Faden. RH8 ist ja eigentlich Heereswaffenamt. RH8/5862 war augenscheinlich eine Auftragsarbeit:Eine Zusammenstellung der Erfahrungen mit der Fertigung von Gewehren und MG während des Krieges. Liste der Produzenten. Schwierigkeiten mit der Fertigung, Lösung der Probleme und Produktionszahlen. Also im Grunde alles Dinge, die vermutlich nie zur Veröffentlichung bestimmt waren. Überlieferte Bestände Reichsarchiv plus das was 1990/94 aus dem Militärarchiv der DDR (wie die Forschungsarbeit von Fischer) kam in RH 61 https://www.archivportal-d.de/item/6CVP5OTSQKGYFKEPNZA5EDPI5PCYHRVQ
Rasch ist ja hauptberuflich Archivar. Das Buch ist eigentlich ein kommentiertes Findbuch über die in den Weksarchiven befindlichen Akten der großen Ruhrgebietsfirmen und ihr Beitrag zur Kriegswirtschaft. Von der Grundstoffproduktion über Munitionserzeugung, Waffen und Marinerüstung, dem ganz wichtigen Werkzeugmaschinenbau bis hin zur klassischen Geschützproduktion.Dazu Ersatstoffforschung und Lebensmittelversorgung. Und natürlich auch zu den Gewinnen der Ruhrgebietsfirmen während des Weltkrieges. Kriegswirtschaft umfasst mehr als Rüstungsproduktion. Wer kennt schon die vom Krupp Archivar Wilhelm Berdow verfasste Arbeit "Die Firma Krupp im Weltkrieg und die Nachkriegszeit". 300 Seiten Historisches Archiv Krupp Signatur (HAK) FAH4E10.1? Also ein Wegweiser durch die Bestände und Anregung für weitere Forschungen . Gemessen daran ist das Buch mit 36 Euro preiswert.
Hallo Thomas, Danke für die Bewertung des Buchs von Rasch. Die Arbeit von Berdow kenne ich nicht. Über den Bestand RH 61 bin ich nicht ganz einig. In der Vorstellung (bei Invenio) steht, daß es handelt sich um Bestand von der "Kriegsgeschichtlichen Forschungsanstalt des Heeres". Die Anstalt war aber getrennt vom Reichsarchiv nach 1936. Und zwar findet man im Bestand manche Denkschriften über Wirtschaft, aber soweit gesehen, keine von Cron. Gruß, Thierry
Moin Wolfgang, sehr löblich. Aber hinsichtlich Gewehre hat das schon Storz verarbeitet und die Maschinengewehre haben wir dann verwurstet.
Hallo, Die Denkschrift von W. Berdow #4 (Manuskript aus dem Jahr 1936) ist mehrmals zitiert in der Dissertation von Z. Jindra. Gruß, Thierry
Moin Thierry, Der Bestandsbildner schrieb dazu: "Bestand RH 61 enthaltene Schriftgut der KGFA entstand vor allem im Zusammenhang mit der Arbeit am Weltkriegswerk. Es umfasst Geschäftsakten, Schriftwechselakten, Forschungsarbeiten, Studien, Erfahrungsberichte, Manuskriptentwürfe, Reinschriften, Fahnenabzüge, Abschriften von Akten militärischer und politischer Behörden und Dienststellen, von Kriegstagebüchern und persönlichen Aufzeichnungen von Offizieren sowie Notizen der Bearbeiter und Zeitungsausschnitte. Darüber hinaus befinden sich herausgelöste Teile von Originalaktenstücke, in einigen wenigen Fällen sogar ganze Akten, aus dem Reichs- bzw. Heeresarchiv bei der Überlieferung. Die Unterlagen bieten eine bedeutende Ersatzüberlieferung für die erheblichen kriegsbedingten Überlieferungslücken unter den preußisch-deutschen Heeresakten vor 1919." Aber das heisst natürlich nicht (siehe RH8), dass da nicht noch in anderen Beständen was ist. Die Archivare wollen eben gefragt werden Speziell zu Ausarbeitungen von Cron habe ich nie gesucht. Da müsstest Du noch mal in die Spur gehen.
Danke für den Tipp, mal schauen was die tschechische Historiographie 1986 dazu meinte. Ich hoffe die Exkurse über die Klassiker des Marxismus-Leninismus am Anfang sind nicht zu ausschweifend
Das sind so 10 Schreibmaschinenseiten und 5 Graphiken über Gewehre und ZF Gewehre werden nicht erwähnt.
Ja genau! Für das "Weltkriegswerk" ist der Bestand RH 61 eine Fundgrube von Wichtigkeit. Anders geht es mit den Denkschriften über Wirtschaft. Gruß, Thierry
Die Veröffentlichung ist selbstverständlich "gefärbt". Aber man findet dort manche Zahlen über Produktion sowie Betrieb (und Gewinne) der Fa. Krupp. Gruß, Thierry
Da gibt es eben Lücken in der Überlieferung. Was die Mitarbeiter 1946 nicht bergen konnten und was nicht nachrichtlich an die Kriegsministerien Bayern, Würtemberg und Sachsen übermittelt wurde, gibt es eben nicht mehr. Aber zumindest stellenweise ersetzt werden kann das durch die Erfahrungen der Industrie mit Kriegsamt und WUMBA. Die sind weitgehend in den Werksarchiven von Krupp, Thyssen, Salzgitter AG, Mannesmann,etc. niedergelegt. Da ist Rasch ein guter Führer durch die Bestände.