Hallo, Im Januar 1916 verteilte der Generalquartiermeister Leitsätze über die Feldbuchhandlungen. Dort findet man Angaben über die Verkaufspreise der Ansichtskarten und der Fotokarten. Die Fotokarten waren zweimal soviel teurer als AKs. Aber welche Fotokarten sind gemeint? Die Fotos von einem Atelier waren wahrscheinlich noch teurer. Gruß, T. Ehret
Hallo Thierry! Das werden vorgefertigte Ansichtskarten sein. Hier eine Annonce aus dem Würzburger Adressbuch vonn1893/94. Dazu sei anzumerken, daß um die Jahrhundertwende ein Gemeiner ohne Zulagen (z.B. Hoboist oder Hilfshoboist) 6,60M monatlich verdiente, ein Gefreiter 8,10M, ein Obergefreiter (nur Fußartillerie) 12,60M, ein Unteroffizier 21,60M, ein Fähnrich 23,10M, ein Vizefeldwebel 41,10M, ein Etatmäßiger 56,10M. Das wäre also für einen Gemeinen gut 60% seines Monatslohns (wenn ich richtig gerechnet habe...) für sechs CDV plus 1 Cabinetaufnahme.
Portrait in Lebensgröße ab 30M. Ich bin 1,87m; da wäre ich arm geworden . Immerhin ging das Entwickeln dort wohl recht schnell. "Atelier Wacker"...
Danke Andreas! Man kann schon überlegen, daß in Kriegszeiten die Preise niedrig waren (wegen Menge), aber der Unterschied ist schon bedeutend. Gruß, Thierry
Ja 30 Mk, aber "von 30 Mk. an": ich verstehe je größer, desto teurer. Zum Glück bin ich 3 cm kleiner als Dich!
Ist bei mir halt preußisches Gardemaß; abgesehen vom Bauch... Man müßte mal die Adreßbücher aus der Kriegszeit durchstöbern. Vielleicht findet man da auch so Annoncen. Hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Währungsgeschichte#Mark_(1871–1923) steht: 1 Mark (1873) entspräche 6,70 Euro 1 Mark (1900) entspräche 7,30 Euro 1 Mark (1913) entspräche 5,70 Euro 1 Mark (1918) entspräche 1,80 Euro.
Das waren Vergrößerungen von Brustbildern, das Foto war dann in der Regel 40x30cm, machmal 70x50cm in den Abmessungen. Auch die Ausführungen waren preisentscheidend. Getont teurer als ungetont, es gab verschiedene Edeldruckverfahren (Kohlendruck, Platindruck), etc. Die Preise unterlagen aufgrund der starken Konkurrenz einem Preisverfall, zumal ab ca. 1898 auch große Kaufhäuser Ateliers in ihren Räumen eröffneten. Man bekam dann ein Foto als Zugabe zu Käufen über einem bestimmten Warenwert. Als das abgeschafft wurde, waren sie einfach billiger als die normalen Fotoateliers. Da wie dort orientierten sich die Preise natürlich an Zahl u. Format der Fotos, aber auch an der Zahl gleichzeitig abgelichteter Personen auf dem Foto, ob die Fotos im Atelier oder aushäusig aufgenommen wurden, etc. Deswegen varierten die Preise. Bei gleicher/vergleichbarer Dienstleistung variierten die Preise je nach Anbieter um 1912/14 für Visitbilder zw. 1,80-3,00M per 6, wenn ich das aus dem Kopf richtig erinnere. Das Haupt-Atelier im Kaufhaus Wertheim am Leipziger Platz (es gab dort zeitweise 2!) war das größte im Deutschen Reich mit bis zu 400 (!) Aufnahmen am Tag. D.
Danke Klaas! Meine Überlegung jetzt ist ob nach 1914 die Preise von Atelier-Fotos gestiegen sind, oder nicht. Wahrscheinlich bei Kriegsende war die Inflation größer, wegen verschiedene Knappheiten. Gruß, Thierry
Das ist möglich. Man muß bedenken, dass das Hauptmedium Ende des Krieges endgültig nicht mehr die CDV (Carte de Visit), sondern die EchtPhotopostkarte, im Englischen RPP abgekürzt. Dadurch fiel der Unterlegkarton fort und die umfangreiche rückseitige Bedruckung, was beides Kosten sparte. Trotzdem waren natürlich Chemikalien etc teurer. Vor dem Krieg war das Deutsche Reich der bedeutenste Ansichtskartenhersteller der Welt und hatte eine der größten Fotoindustrien der Welt. D.
Danke Klaas! Den Unterschied mit der franz. Foto-Produktion sieht man eindeutig. An Herstellung war Frankreich unterlegt. Sogar die farbigen Aufnahmen "nach Lumière-Verfahren" habe ich nie als Postkarte auf franz. Seite gefunden. Gruß, Thierry
Zur Entschädigung ein Original Autochrome von Meran (keine Ansichtskarte) und der Deckel einer Schachtel für (noch) unbelichtete Original-Autochromes aus meiner Sammlung. D.
Hallo Thierry, folgende Karten sind gemeint (es wurden sogar einige von den Armeebuchhandlungen selbst vertrieben - siehe d) aufgenommen von einem der beiden bekanntesten Kriegsfotografen aus Hamburg, Dransfeld, der später durch Porträt und Architekturfotografien bekannt wurde): a) Lichtdruck b) Fotokarte c) Farbe d) Vertrieb Armeebuchhandlung
Hallo Klaas, Wunderbare Aufnahme bei #11. Danke für's Zeigen. Ich stimme zu #12. Betreffend Autochromes, es gibt auch eine (mehrere ?) Serie der Farben-Photographische-Gesellschaft mit Angabe der Buchhandlung der 4. Armee. Druck ist nicht so fein wie vor 1914. Der Fotograf war wahrscheinlich H. Hildenbrand aus Stuttgart. Gruß, Thierry
Vielen Dank für den Hinweis zu Hildenbrand, neben Prof. Miethe einer der Farbfotopioniere des Deutschen Reiches. Habe das eine oder andere Farbfoto von ihm auf Ansichtskarte und einige Vintageprints als Kriegsfotograf in s/w. Zuvor und während des Krieges war er als Porträtfotograf in Stuttgart tätig. Neben Kühlewindt, Grohs und Schaul einer der bekanntesten offiziellen Kriegsfotografen des Deutschen Reichs:
Genau Klaas. H. Hildenbrand war auch im Jahr 1911 Mitgründer der Farbenphotographischen Gesellschaft, das Zeichen im Dreieck auf der Rückseite der Postkarte. Gruß, Thierry
Ob Mitbegründer kann ich nicht sagen, Mitarbeiter ja, Miteigentümer nein. Er hatte seinen eigenen Verlag, der dann wohl übernommen wurde. Siehe: http://www.stereoskopie.com/Raumbildbaende/Chromoplast-Verlag/body_chromoplast-verlag.html D.
Hallo Klaas, Richtig, ich habe mich geirrt. Im Buch vom Haus der Geschichte (2018) steht auf S. 101: "Hildenbrand (...) war dagegen nicht unter den Gesellschaftern, für diese aber als Fotograf tätig." Andere Fotografen für diese Gesellschaft sind mir nicht bekannt, deswegen hatte ich (falschlich) gedacht, er war Gesellschafter. Im Buch sind einige Seiten ab S.49 über die fotografische Tätigkeit im 1. WK. Gruß, Thierry
Hallo, Zufällig gefunden, die Feldbuchhandlung der Marine-Bücherei in Blankenberge. Am Glastür sind AKs oder sogar Foto-AKs zu erkennen. Gruß, Thierry