Lahr, am 01. Oktober 1898: Nach langem Bemühungen wurde die Stadt endlich Garnisonsstadt. In einem Willkommensgruß hieß es: „Lahr, die alte Stadt der Arbeit, ist nun auch Garnison geworden. Über den Werken des Friedens thront wie eine feste Burg die bewaffnete Macht; neben dem Sausen des Webstuhls, neben dem Schall von Hammer und Meißel tönt das knappe Kommando und der dröhnende Schritt der Soldaten. Aber nicht als Fremde. Denn die jetzt droben einziehenden in den hochgelegenen Räumen, sie sind Bürger wie wir, es sind Söhne unseres Volkes.“
Zur gleichen Zeit plante man westlich der Stadt einen Luftschifferhafen, dessen Kaserne und Luftschiffhalle und Fluggelände auch gebaut, aber ebenfalls durch den Krieg überholt wurden.
Nachdem 1898 das Infanterieregiment 169 in die neuen und auch heute noch beeindruckenden Kasernen über der Stadt eingezogen waren (heute „Industriehof“), folgte nur vier Jahre später gegenüberliegend das Feldartillerieregiment 66 (heute „Neuwerkhof“). Das spätere Friedensheim wurde noch kurz vor Kriegsbeginn 1913 fertiggestellt, um eine weitere Einheit aufzunehmen
Kaserne 4. badische Feldartillerie-Regiment 66 Das 4. badische Feldartillerie-Regiment 66 kam am 15.5.1902 als zweite militärische Einheit nach Lahr. Es wurde am 1.10.1899 aus der II. und IV. Abteilung des Feldartillerie-Regiments 30 (in Rastatt) gebildet, seine I. Abteilung (entspricht einem Bataillon) war in Neubreisach, seine II. Abteilung sowie der Regimentsstab waren in Lahr stationiert (heute: Neuwerkhof). Die geplante Verlegung der I. Abteilung nach Lahr, für die die Kasernen bereits gebaut wurden (heute: Friedensheim/Malerfachschule), kam wegen des Kriegsbeginns 1914 nicht mehr zustande. In Friedenszeiten wurde das Regiment innerhalb des XV. Armeekorps der 39. Division (Colmar) zugeteilt und unterstand der 39. Feldartillerie-Brigade (Colmar). Von den 30 Vorkriegsoffizieren stammten nur sechs aus Baden, unter ihnen der Lahrer Paul Bader, einer der Leutnants der Reserve von 1911 war Paul Waeldin. Die Mannschaften bestanden zu rund 80 Prozent aus Badenern. Im Ersten Weltkrieg wurde die Einheit u.a. in Elsaß und Lothringen (1914), Flandern (1915), an der Somme (1916) und bei Reims (1917/1 eingesetzt. 263 Mannschaftsangehörige und Unteroffiziere sowie 35 Offiziere starben im Krieg, fünf weitere Mannschaften blieben vermisst (nach einer anderen Quelle fielen 50 Offiziere und 304 Unteroffiziere/Mannschaften). Nach Kriegsende bezog das Regiment zunächst bei Fulda Quartier, die Demobilmachung und Auflösung erfolgte nach Verlegung in die Umgebung von Freiburg (Dreisamtal) im Januar 1919. 1927 wurde ein sog. Ehrenmal für das Regiment errichtet. Der dreiseitige Obelisk in einer Brunnenschale stand ursprünglich vor der Engel-Apotheke auf dem Urteilsplatz und befindet sich seit 1956 vor der Eichrodtschule.
Ehemalige Stallgebäude mit interessanten Wandbemalung. Hier haben wir als Kinder unser Unwesen getrieben , wollte heute noch mal rein bevor auch dieses Stück Geschichte verschwindet .
Mit der Niederlage von 1918 mussten ein breiter Streifen rechts des Rheins entmilitarisiert werden. In die Kasernen zog Industrie und Wohnbevölkerung ein, das Luftschiffergelände wurde zum Grasflugplatz. Erst 1936 wurde Lahr im Rahmen der Aufrüstungspolitik der Nationalsozialisten wieder Garnisonsstadt. Hierfür wurden im Gewann „Elend“ östlich der Stadt neue Kasernen (Serre-Kaserne) gebaut, in die das MG-Bataillon 11 einzog.
Von der Serre-Kaserne ist heute nicht mehr viel zu sehen. Das Weiße gebäude ist noch original sonst wurde alles abgerissen . Der Zaun oberhalb der Kaserne lässt erahnen wie Groß das Kasernengelände war.
1945 war auch der Zweite Weltkrieg verloren. Die zerstörten Kasernen wurden ab 1951 wieder aufgebaut (Commandant-Ménard-Kaserne) und durch französisches Militär belegt. Auf dem alten Grasflugplatz legten die Franzosen einen Düsenjägerflugplatz an, Lahr war bis 1967 Ort einer großen französischen Garnison. 1967 trat Frankreich aus der NATO aus, die Truppen wurden zurückgerufen und durch kanadische Einheiten ersetzt. Bis 1970 lebte man in Lahr mit heftigem Düsenjägerlärm, danach wurde der Flugplatz hauptsächlich von großen Transportmaschinen genutzt. Mit dem Abzug der kanadischen Streitkräfte – inklusive Familienangehörigen lebten schließlich rund 10.000 kanadische Staatsangehörige in Lahr und Umgebung – ab 1991 endete die fast 100jährige Garnisonsgeschichte Lahrs. ENDE
Hallo Martin! Viele Dank für den schönen historischen Reisebericht. Ich war früher als Rotzigen öfter in Lahr, aber in ganz jungen Jahren habe ich mich leider dafür noch nicht interessiert. Mein Onkel hat in Friesenheim gewohnt. Er war dort freier Architekt und hat u.a. den hiesigen Tennisplatz gebaut (er war auch Mitglied in dem Tennisverein - hat sich in Lahr sehr angagiert). War in den 70/80ern. Ich glaube, seine 2. Frau wohnt da heute noch, sie müßte aber auch schon die 80 überschritten haben. Dat iser übrigens:
Danke Dir Andreas Das ist ja interessant es gibt ein Tennisplatz direkt an der ehemaligen Kaserne der 169 er nahe Dammenmühle ( schade auf dem Foto sieht man ihn nicht gut). Kanntest du noch das alte Bahnhofsgebäude und Denkmal der 169 er ? Musste 1974 der Zufahrtsstraße weichen. Gruß Martin
Oh, ne. kenne da nichts mehr. 1974 bin ich eingeschult worden, da war ich sechs. Ich glaube, das erste mal war ich mit acht in Lahr. Mein Onkel kam ja aus Essen, ist aber schon in den späten 60ern (?) nach Baden ausgewandert
Ich werd bescheuert!!!!!! Lies mal: http://www.sv-heiligenzell.de/page26.html Sportverein, erbaut 1975 von Wilhelm Harhaus! Das war mein Onkel!!!!!!!! Er war sogar Vorsitzender vom SVH! S. 2, zweites Bild, ganz rechts! http://www.sv-heiligenzell.de/Archiv76-80.PDF
Er wusste eben wo es schön ist . Heiligenzell ist bei Lahr das Vereinsheim kenne ich auch ist aber schon paar Monde her. Vielen Dank für die Links, ist sehr Interessant. Gruß Martin