Hallo zusammen! Was denken Sie, liebe Kollegen, wie richtig ist der portepee dieses einjährigen freiwilligen Unteroffiziers (ich nehme an, er dient in 2. Gar. FAR)? Grüße, Kirill
Hallo Andreas! Es überrascht mich, dass es keinen Knopf am Kragen gibt, also einen Unteroffizier vor uns, aber er hat irgendwie einen Offiziersportepee... Grüße, Kirill
Hallo Kirill! In diesem Fall ist es kein Unteroffizier, sondern ein Fähnrich. (Мичман). Diese Offiziersanwärter (Кандидат в офицеры) trugen die Uniform eines Unteroffiziers, aber bereits mit Offiziers-Kokarden und Portepee. Er hat also seinen Dienst als Einjähriger begonnen. Nach diesem einen Jahr wurde man gewöhnlich zum Gefreiten befördert, in einigen Fällen auch zum Unteroffizier, so wie hier. Nach dieser Beförderung mußte er sich einer Kommission vorstellen und eine Prüfung ablegen. Danach wurde er als Offiziersaspirant entlassen. Sie wurden auch "Portepeefähnriche" genannt. Nach einigen Reserveübungen konnte er dann Leutnant der Reserve werden. Da er auch nur eine Kokarde trägt, ist die Aufnahme vor 1897 entstanden. Das Atelier Ernst Tepper war in der Chaussestr. 28 im Jahre 1889-1900 und von 1902-1904.
Ich bin mir nur nicht sicher mit 2.GFAR. Die Klappe kann auch gelb (3.GFAR) oder blau (4.GFAR) sein. Ich tendiere aber auch zu rot (2.GFAR) Standorte: 2.GFAR: 1872 Berlin, 1890 Berlin (reitende Abt. Potsdam), 1893: III.Abt. Potsdam, 1895 Regiment Potsdam 3.GFAR: Stab und I.Abt. Berlin, II.Abt. Beeskow 4.GFAR: Potsdam Wenn wir vom 2.GFAR ausgehen, wird die Aufnahme zw. 1890 und 1895 entstanden sein.
Korrektur. Ich habe eine Kleinigkeit übersehen... Die GFAR 3 und 4 wurden erst 1899 aufgestellt! Das GFAR1 bekam auch erst 1899 weiße Schulterklappen, es hatte vorher rote. Aber das Regiment lag ja in Potsdam. Also haben wir hier das 2.Garde-Feldart.Rgt.!
Wenn ich diese Seite richtig verstehe: https://www.berliner-fotografenateliers.de/index2.html waren die Photos von 1889-1890 mit E.Tepper beschrieben. Ernst kam erst 1893 hinzu. Ab 1897 soll er in der Köpenicker Str. gewesen sein. Klaas kann da sicherlich mehr zu sagen. Das Bild könnte also erst 1893 entstanden sein. Damit wäre der Zeitraum etwas mehr eingegrenzt. Er wurde also demnach frühestens 1894/95 Leutnant d.Res. Das Bild demnach wohl 1893-1896. Kannst Du mal bitte die Rückseite zeigen, wenn da etwas drauf gedruckt ist?
Klaas hat mal eine Aufstellung über Photographen in der Chaussestraße erstellt. In der Chaussestr. ist Ernst Tepper von 1889-1900 ansässig. Dann wieder von 1901-1904. Noch etwas zum Einjährigen. Sie konnten bei betreffenden Befähigungen nach einem halben Jahr Gefreiter werden und nach neun Monaten überzähliger Unteroffizier. Wenn er für tauglich befunden wird, wird er zum Offiziers-Aspiranten ernannt und als Unteroffizier zur Reserve entlassen. Danach haben sie in den nächsten zwei Jahren je acht Wochen zu Übungen zu erscheinen. Nach der ersten erfolgreichen Übung werden sie Vizefeldwebel bzw. Vizewachtmeister der Reserve. Nach der zweiten erfolgreichen Übung können sie zur Beförderung zum Reserveoffizier vorgeschlagen werden.
Wenn er wirklich Leutnant wurde, dürfte er das nicht vor 1895 geschafft haben, also wohl nicht vor 1896 in den Ranglisten. Der letzte Reserveoffizier beim Regiment 1895 war v. Meer. Nach ihm kamen 1896: Geppert, Gysae, Krebs, Hopfer, Buße, Günther, Schultz, v. Boetticher Dann kamen 1897: Parthey, Honigmann, Schrader, Weynand, Schulte, (v. Boetticher leider verstorben) 1898: Büttner, Waldschmidt, Harms, Hennig, (Krebs wurde der Abschied bewilligt) 1899: Ritter, Richtsteig, Petersen, Siegel 1900: v. Pritzbauer, Pagenstecher, Cardinal v. Widdern, (Geppert, Günther, Schrader, Weynand, Büttner, Ritter, Hennig, Siegel kamen zum 4.GFAR; Petersen leider verstorben) Ich weiß, die Liste hilft Dir jetzt nicht viel weiter, aber wenn er Offizier in diesem Regiment wurde, dürfte es einer von diesen sein. Deswegen habe ich nach der Rückseite gefragt, ob da evtl. Initialen oder eine Ortschaft vermerkt ist, aber wenn sie blank ist, kommen wir leider nicht weiter.
Danke nochmal, Andreas, ich möchte hoffen, dass plötzlich ein Wunder passiert und ich es trotzdem identifiziere...
Es scheint doch ein Unteroffiziers-Faustriemen zu sein. Habe eine zweite Meinung eingeholt. Also haben wir hier nur einen Unteroffizier, der Einjährig-Freiwilliger war.
Danke, Andreas, wurde die Quaste des Faustriemen von den Unteroffizieren in eine Eichel geerntet und nicht aufgebläht?