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Militärhistorisches Museum Dresden

Dieses Thema im Forum "Fahr mal hin......." wurde erstellt von Red Baron, Mai 24, 2017.

  1. jaeger7-de

    jaeger7-de Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser

    Ich sehe es genau wie Du - nur ist die Beschäftigung mit der militärischen Vergangenheit in Deutschland nunmal extrem negativ besetzt.

    Ein Museumskonzept, wie Du es beschreibst, würde Dir sicherlich als militaristisch / glorifizierend / nicht sozialkritisch / zu distanzlos von den überwiegend "linken" Museumsmenschen in ihren Glaspalästen verworfen werden.

    Militär ist schlecht.

    Das schreibst Du jetzt besser hundert mal - dann vergehen Dir hoffentlich diese rechten Gedanken !

    Ich erinnere mich noch an eine Kernthese im Ruhrlandmuseum/Essen bei der großen 2014er Ausstellung zum Ersten Weltkrieg: "Das Ruhrgebiet war eine Täterregion" - weil dort der Sitz der Rüstungsindustrie war...
    ...noch Fragen ?

    Gruß

    jaeger7-de

    P.S.: Man könnte ja auch zweiteilen - den allgemeinen Ausstellungsbereich mit der entsprechenden Indoktrinierung der dummen Besucher und einen "Studioteil" mit thematischen Wechselausstellungen zu einem bestimmten Thema, zu dem dann ambitionierte Museumsmitarbeiter heimlich eine überwältigende Materialfülle aus den staubigen Magazinen hervorholen und dem staunenden Fachpublikum präsentieren, abgeschirmt von den Blicken der sonstigen wissenschaftlichen Mitarbeitern des Hauses mit einem Abschluß nach 35 Semestern Sozialwissenschaften/Pädogogik...

    P.P.S.: Wer in meinem Beitrag Ironie und / oder Sarkasmus findet, darf sie behalten.
     
  2. Deichkind

    Deichkind Super-Moderator / Ehrenmitglied Mitarbeiter AbzeichenSumo

    Hallo,
    nachdem ich mir diesen thread länger interessiert angeschaut habe, versuche ich mal meine Meinung zu formulieren, ohne sarkastisch oder besserwisserisch klingen zu wollen. Ich bin u.a. deswegen Mitglied und Moderator in diesem Forum geworden, weil mich das Spezialistenwissen vieler der Mitglieder stark beeindruckt hat. Es ist oft umfassend und tiefgreifend, jeder hat einen mehr oder weniger schmalen Bereich, in dem er zurecht als Experte gelten kann. Deswegen gibt es hier im Forum sicher Mitglieder, die mehr über Blankwaffen oder Schußwaffen oder Uniformen oder Formationsgeschichte wissen, als viele Mitarbeiter in Museen, die sich der Militärgeschichte widmen. Das ist sicher einerseits zu bedauern, andererseits auch fast unvermeindlich. Denn neben solchen Spezialisten wie etwa Dr. Krauss, der auf bestimmten Gebieten ein großer Fachmann in Spezialfragen ist, und ein Generalist in militärhistorischen Fragen, sind die meisten wissenschaftlichen Mitarbeiter eben aufgrund der Struktur der Museen eher Generalisten denn Spezialisten in Fragen der Militärgeschichte. Dazu sollte bedacht werden, daß sich das wissenschaftliche Erkenntnisinteresse in Bezug auf das jeweils gewählte Sachgebiet im Laufe der Zeit ändert, ebenso wie die Methoden ihrer Erforschung. Gab es zu Leopold v. Rankes Zeiten (†1886, einer der Väter der modernen Geschichtswissenschaft in Deutschland) noch eher die Überzeugung "Große Männer machen Geschichte!", konnte Bert Brecht 1935 zurecht fragen: " Caesar schlug die Gallier. Hatte er nicht wenigstens einen Koch dabei? Philipp von Spanien weinte, als seine Flotte untergegangen war. Weinte sonst niemand?..." (aus dem Gedicht: Fragen eines lesenden Arbeiters). Heute gehört die Auswertung von Selbstzeugnissen einfacher Soldaten und rangniederer Offiziere zum Standardrepertoire militärwissenschaftlich basierter Forschung. Kurz gesagt: Heute definiert sich Militärgeschichte als Wissenschaft anders als noch vor 120, 80 oder auch 40 Jahren. Sie darf technikhistorische, formationsgeschichtliche und ereignisgeschichtliche Entwicklungslinien nicht ignorieren. Stand der Dinge wäre aber heute eher eine Betrachtung der Militärgeschichte als eine Kulturgeschichte der Gewalt. Es geht heute darum in integrativer Form unterschiedliche Aspekte militärgeschichtlich relevanter Bereiche als Zusammenhang darzustellen, dessen Bedingungsgefüge Auswirkungen produziert. Das ist (weil abstrakter) nicht so einfach darzustellen. Aus diesem Grunde gibt es viele Beispiele dafür, daß sich entsprechende Museen entweder damit begnügen Uniformen, Waffen, Orden etc. nebeneinander zu präsentieren, oder sie versuchen sich an der schwierigen Visualisierung abstrakter Vorgänge und verheben sich durch die Wahl der falschen Methode (z.B. durch den Primat der Ästhetisierung, wie es u.a. in Dresden der Fall zu sein scheint). Damit ich hier nicht falsch verstanden werde: für mich gehört in jedes militärgeschichtliches Museum eine korrekt beschriftete Ausstellung von u.a. Waffen, Orden, Uniformen. Gerne auch in ihrer historischen Entwicklung. Das ist für mich spannend und lehrreich. Aber was sagt mir als Laie z.B. der Anblick eines Vorderladers aus dem napoleonischen Krieg oder eines M42, wenn ich nicht ihre Auswirkungen erlebbar gemacht bekomme. Deswegen der Tornister oder Stahlhelm zum Aufsetzen in Dresden. Neben der Darstellung von Ursache und Wirkung nicht nur von Waffen, sondern auch von Politik, oder anderer Zusammenhänge und Bedingungsgefügen, gehört in ein modernes Museum zumindest der Versuch Dinge erlebbar und damit psychisch und physisch nachvollziehbar zu machen. In Dresden scheint hier wenigstens der Versuch unternommen worden zu sein, dies zu tun. Ob dies gelungen ist kann und will ich nicht beurteilen, weil ich selbst noch nicht dort gewesen bin. In sofern möchte ich diesen Beitrag denn auch eher als ein generelles Statement zum Thema "Militärmuseum" verstanden wissen.
    Deichkind
     
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  3. Alpenkorps1915

    Alpenkorps1915 Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser

    Hallo,

    dem kann ich so nicht zustimmen. Es kommt schon stark darauf an, wie und in welchem Maß man in Deutschland Militärgeschichte betreibt. Alle Themen bis 1933 sind mehr oder weniger unverfänglich und wurden in den letzten Jahren auch wieder stärker bearbeitet. Im Zuge des Centenars des Ersten Weltkrieges konnte man sogar ein neuerliches Interesse an Militärgeschichte in Deutschland feststellen. Die NS-Zeit ist logischerweise ein schwieriges Feld, dem sich nur wenige Historiker oder Forscher stellen. Dennoch ist es auch möglich hierüber zu berichten, was etwa die Zeitschriften "Militär&Geschichte" oder "Clausewitz" verdeutlichen, da dort auch diese Themen bearbeitet werden, in einem guten Kontext wie ich finde.

    Militär ist also in Deutschland nicht per se schlecht, zumindest ist das meine Meinung.

    Zum Beitrag von Andreas (Red Baron): ich stimme dir zu, schlecht oder falsch beschriftete Objekte, sowie vermeintlich zusammenhanglos gezeigte Objekte sind ärgerlich und sollten nicht so gezeigt werden.

    Des Weiteren stimme ich aber Klaas und seinem Beitrag sehr zu. Militärgeschichte hat sich gewandelt und wird sich auch weiterhin wandeln. Diese Teildisziplin der Historiografie ist zum Glück nicht mehr nur der Deutungshoheit des Militärs selbst unterlegen (wie noch vor 100 Jahren) sondern hat sich eben auch nach "unten" geöffnet, wie Klaas schreibt und versucht den Krieg als Kulturgeschichte der Gewalt zu begreifen. Dieses Konzept färbt eben auch auf die Museumslandschaft ab.

    Ich kann beidem etwas abgewinnen, sowohl den klassischen Militär- und Regimentsmuseen (HGM Wien, Kaiserjägermuseum, IWM London, Gebirgsjägermuseum Sonthofen), als auch eben jenen die einen anderen Weg gehen, wie das MHM Dresden.

    Gruß Immanuel
     
  4. Alpenkorps1915

    Alpenkorps1915 Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser

    Hallo Andreas,

    falls dich das noch interessiert, ich habe mal bzgl. der Kreuzotter nachgefragt und per Facebook folgende interessante Antwort erhalten:

    "Hallo Herr Voigt, vielen lieben Dank für Ihre Frage. Die Kreuzotter auf unserem Catwalk symbolisert alle Schlangenarten. Unter anderem hat Hannibal in seiner Seeschlacht seinen Soldaten den Auftrag gegeben, Schlangen in Tontöpfen zu sammeln. Diese wurden dann im weiteren Schlachtverlauf auf das feindliche Schiff katapultiert. Zum anderen wurde auch Schlangengift verwendet, um Pfeilspitzen darin zu tränken. Als Feldschlange bezeichnete man im Mittelalter sogar einen Kanonentyp. Die Schlange steht somit für viele Dinge. Beste Grüße aus dem Museum"

    Klar, soetwas steht dort nicht auf einem Schild, aber die Schlange hat demnach dennoch ihre Berechtigung. Wer nett fragt, bekommt auch eine nette Antwort! Vieles wusste ich gar nicht, etwa mit Hannibal.

    Gruß Immanuel
     
  5. Amberg

    Amberg Super-Moderator z.D. / Sponsor AbzeichenSumo AbzeichenSponsorNeu

    Moin,
    Nur leider findet sich seltenst jemand, der solche Fragen beantworten kann, wenn man gerade im Museum ist.
    Außerdem fehlt der Hinweis darauf, dass "Kreuzotter" der Deckname für einen maßgeblich Beteiligten an illegalen Aufrüstungsmaßnahmen der Reichswehr war. ;-)

    Damit komme ich auch zum Beitrag von "Deichkind" bzgl. Generalisten/Spezialisten.
    Wie sollen denn bitte die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Museums beurteilen, ob ein Stück im Depot/in der Ausstellung etwas wirklich seltenes ist, wenn sie keine Ahnung von der Materie haben und noch dazu "beratungsresistent" sind?
    Wie sollen solche Generalisten ihrer Aufgabe gerecht werden, die sie in einem MUSEUM haben?
    Ich habe es mittlerweile aufgegeben, deutsche Museen auf Fehler in der Ausstellung aufmerksam zu machen, weil doch nix passiert. Im Ausland habe ich das anders erlebt. Die sind häufig sehr dankbar und reagieren "sofort".
    Gruß
    Wolfgang
     
  6. Alpenkorps1915

    Alpenkorps1915 Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser

    Guten Morgen!

    Da geb ich dir Recht, ist leider nicht immer so, dass man alle Fragen beantworten kann. Ich arbeite selbst in einem Museum und führe Mensche durch die Ausstellung und weiß daher um solche Probleme. Ich habe aber auch noch nie erlebt, dass Leute deswegen verärgert waren, wenn man mal etwas nicht weiß, auch wenn wir die "Profis" sind.

    Ist das jetzt allgemein auf die Musuemslandschaft in Deutschland oder nur auf das MHM bezogen? So oder so, harter Toback! Kennst du denn die Leute, dass du ihre Kompetenzen einschätzen kannst, um ihnen zu bescheinigen, dass sie keine Ahnung haben?! Eine solche Aussage fände ich schon sehr gewagt.

    Was heißt, "sofort" reagieren? Wird dann noch vor deinen Augen die Beschriftung des Exponates geändert? ;) Sorry, hab ich ein wenig überspitzt formuliert, aber ich denke in vielen Museen weltweit wird auch nur mit Wasser gekocht und ich bin nach wie vor der Meinung von Klaas, dass es immer Leute geben wird, die mehr wissen als ein Mitarbeiter in einem Museum.

    Schönen Tag und beste Grüße
    Immanuel
     
  7. Alpenkorps1915

    Alpenkorps1915 Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser

    Guten Abend!

    Vielleicht mal ein kleines Update bzgl. der Tiere im MHM! Ich war letzten Freitag mit einem Freund im MHM. Bei jedem Tier findet sich jetzt ein Bildschirm, der kurze Filme und Erklärungen dazu zeigt. Es hat sich also etwas getan ...

    Gruß Immanuel
     
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  8. Red Baron

    Red Baron Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser

    Vielleicht haben ja Mitarbeiter des Museums hier mitgelesen und ein Aha-Erlebnis gehabt. Das zeigt wenigstens, das nicht völlig mental Retardierte dort arbeiten...

    Gruss

    Andreas
     
  9. Amberg

    Amberg Super-Moderator z.D. / Sponsor AbzeichenSumo AbzeichenSponsorNeu

    Schaut nicht so aus! Wenn, dann hat das Aha-Erlebnis nicht lange angehalten.
    Bin gerade über diese Seite vom DHM gestolpert:
    https://www.dhm.de/datenbank/dhm.php?seite=5&fld_0=MI004422
    Mal abgesehen davon, dass die Gesamtlänge der Waffe falsch angegeben ist, ist das Foto sowas von nichtssagenden und noch dazu von so miserabler Qualität, dass mir die Worte fehlen.
    Sowas wird von MEINEN Steuergeldern finanziert. Mir fallen gerade die letzten drei Haare vom .. Kopf.

    Da lob' ich mir doch die ganzen nicht-staatlichen Museen, die sich mit ihren Ausstellungen usw. echte Mühe machen!

    Gruß
    Wolfgang

    PS: Sorry!, aber das DHM ist ein echt ROTES Tuch für mich. Ein "Museum", das der Volksverblödung dient.
     
    Zuletzt bearbeitet: Sep. 12, 2019
  10. Amberg

    Amberg Super-Moderator z.D. / Sponsor AbzeichenSumo AbzeichenSponsorNeu

    Moin Immanuel,
    irgendwie hab' ich Deinen Beitrag von damals übersehen. Sorry!
    Zu Deiner m.E. nicht überspitzten Frage: Ja, genau das habe ich erlebt. Zwar nicht in Europa, aber in Neuseeland und Australien. Da wurde tatsächlich die Beschreibung der Exponate vor meinen Augen geändert.
    Gruß
    Wolfgang
     
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  11. Alpenkorps1915

    Alpenkorps1915 Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser

    Hallo Wolfgang,

    langs ists her :) Nun, in Deutschland sind wir da wohl noch nicht soweit mit dem "sofort ändern". Aber ich denke kein Musuem der Welt ist vor Fehlern gewapnet.

    Deinen Beitrag davor verstehe ich nicht so ganz. Das DHM (Deutsches Historisches Musuem) ist doch in Berlin und hat mit MHM in Dresden an sich nicht viel zu tun. Wobei du Recht hast, das Bild ist leider nicht sehr gut getroffen. Dennoch kann man das in diesem Fall den Dresdner nicht anlasten ;)

    Gruß
    Immanuel
     
  12. Amberg

    Amberg Super-Moderator z.D. / Sponsor AbzeichenSumo AbzeichenSponsorNeu

    Moin Immanuel,
    Da hast aber mal wieder vollkommen recht!
    Ich hab' in meinem Zorn über die fehlerhafte Beschreibung und dem schlechten Foto tatsächlich das DHM mit dem MHM verwechselt!
    Mein Fehler! Sorry!
    Gruß
    Wolfgang
     
  13. Deichkind

    Deichkind Super-Moderator / Ehrenmitglied Mitarbeiter AbzeichenSumo

    Die Fotos von unserem Mitglied Joehau sind da ein anderer Schnack!
    Deichkind
     
Helmut Weitze Wöschler Orden Militaria und Antiquitäten FREI Heeresgeschichten Military-Books 1418 Military-Books 1418 Sammlergemeinschaft Deutscher Auszeichnungen IR 69 FREI Military-Books 1418