Hat jemand von Euch evtl. einen Buchtip, der sich mit der Georgischen Legion befaßt? Ich habe nur einen Aufsatz in einer 78er "Militärgeschichtlichen Mitteilung".
Ich bin gerade über einen "bayerischen Jäger" kb Jäg. Rgt. 15 (aus der Passauer Gegend) auf die Georgische Legion gestoßen. Er hat sich dort den Tamara-Orden verdient. Die Existenz dieser Legion war mir bisher völlig unbekannt. Die Forschung scheint sich noch nicht sonderlich für diese Einheit "...hinten in der Türkei, wo die Völker aufeinanderschlagen..[Faust II] interessiert zu haben. Es gibt - soweit ich sehe - nur Literatur zur "Nachfolge- Einheit" während des 2. Weltkriegs. Immerhin könnte diese Webseite etwas Licht ins Dunkel bringen. https://german-georgian.archive.ge/de/blog/32 Gruß Joseph
Hallo Joseph! Vielen Dank! Eine sehr interessante Seite. Mich wundert, daß Leutnant Horst Gustav Eduard Schliephack nicht erwähnt wird. In der Liste der Deutschen Offizier in der Türkei ist er als Teğmen (Leutnant) erwähnt, aber weiter keine Infos. Hier gibt es seine Personalakte vom Ethnologischem Museum: https://recherche.smb.museum/detail/2575076/akte-personalakte-schliephack-horst Daraus: Geb. 25.7.1876 in Wladiwostok (gest. 19.11.40 in Berlin), beherrscht perfekt russisch Wort und Schrift. 1891 hat er Rußland verlassen und trat 1899 ins 1.GRzF ein. Er war 1900/01 in China mit dabei. Nach seiner Dienstzeit beim Hofphotograph Scharwächter und der neuen Photographischen Anstalt in Steglitz beschäftigt. In dieser Stellung machte er eine Expedition in den Sudan mit, später nach Klein-Asien. Die letzte Reise brachte ihn in seine neue Stellung beim Archäologischen Institut der Universität Liverpool als "Staff Assistant". Seit 1912 war er wissenschaftlicher Hilfsarbeiter der anthropologischen Sammlung Berlin. Zu Kriegsbeginn wurde er mit 38 Jahren zum Res.Inf.Rgt.35 (Brandenburg und Jüterbog) einberufen. Im Krieg wurde er Vizefeldwebel, bekam das EKII und war Dolmetscher beim AOK8. Er muß später Lt.d.Res im Gren.Rgt.4 gewesen sein. Er lag auch im Vereinslazarett Triberg (Schwarzwald). In den VL taucht er aber nicht auf. Laut MWB wurde ein Unteroffizier Schliephacke am 30.10.16 zum Fähnrich im FR35 gefördert. Dort am 23.7.17 zum Lt.d.Res. vorläufig ohne Patent befördert. In der RG aber als aktiver Offizier verzeichnet. Dann ein Eintrag, daß ein Fähnrich Schliephacke am 29.9.17 im Garde-Gren.Rgt.4 zum Lt.d.Res. befördert wurde. Probleme: a) Ein Schliephacke in der RG FR35 als aktiver Leutnant verzeichnet, laut MWB nur Lt.d.Res. Horst Schliephack schreibt aber selber, er war im Res.Inf.Rgt.35 b) Das MWB gibt einen Lt.d.Res. im Garde-Gren.Rgt.4 an. In der RG kein Eintrag mit diesem Namen. Die Akte schreibt ja auch vom Gren.Rgt.4 c) Die RG vom GR4 hat leider keine Stellenbesetzungen. Die RG des RIR35 habe ich nicht. Vermutung: Die MWB Einträge beziehen sich auf einen anderen (nur seltsam bei dem recht seltenem Namen und der Nummernähnlichkeit der Einheiten) Hinweis: Wiki-Eintrag: Im Ersten Weltkrieg wurde die Georgische Legion in Samsun, Türkei aufgestellt. Der Einheit gehörten rund 1.500 Soldaten an. Ihr Kommandeur war zunächst der deutsche Leutnant Horst Schliephack. Höchster georgischer Offizier war Generalmajor Leo Kereselidse. Die Legion wurde 1915 durch Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg rekrutiert, der von 1911 bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges deutscher Konsul im russischen Gouvernement Tiflis gewesen war. Die Soldaten gewann er in einem extra eingerichteten türkischen Kriegsgefangenenlager für Georgier und Muslime aus dem Kaukasus. Dabei wurde er von dem in Deutschland gegründeten Komitee für die Unabhängigkeit Georgiens unterstützt. 1915 ernannte der Chef des Generalstabs der Feldheeres von der Schulenburg zum Leiter der Georgischen Legion. Oberproblem: 1915 war er noch nicht mal Offizier! Wie paßt das alles zusammen?
Ich habe mal den Aufsatz aus dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt (20 Seiten!) übeflogen. Dort steht, daß Leutnant Schliephack und "einige in deutschen Kriegsgefangenenlagern angeworbene junge georgische Offiziere, am 6.Februar mit der "Goeben" in Trabzon eintraf. Im Buch "Halbmond und Kaiseradler" (Langensiepen, Nottelman, Krüsmann), steht, daß die Yavuz (Goeben) am 4.2. in Istinye (bei Istanbul) 400 Soldaten, Waffen, Munition und zwei Flugzeuge aufnahm. Am 6.2. um 0710 ankerte sie vor Trabzon und entlud in 45 Minuten. Die Strecke beträgt genau 1000km. Aus "Der Krieg zur See": Weitere Erwähnungen: "120 Legionäre, die mit den wenigen Mausergewehren bewaffnet wurde, für die Munition vorhanden war, beteiligten sich unter Schliephack persönlich an einer harmlosen viertägigen Verfolgungsjagd, in deren Verlauf 100 Griechen festgenommen wurde, von denen die Mehrzahl unbewaffnet war." "Lagerkommandant Schliephack machte mit seinen Leuten täglich Fußdienst und Freiübungen; in deutsche Landsturmuniformen gekleidet, sollten sie dann Wachdienst im Balkan versehen." "Im Mai [1917] schlugen die Diplomaten vor, die Reste der Legion "falls ihre Rückkehr in die Heimat jetzt nicht ratsam erscheint, zu Landarbeiten nach dem Balkan, vielleicht nach Rumänien zu schicken, wo sie geschlossen untergebracht werden sollten". Aber auf Rat Macabelis einigte man sich schließlich darauf, sie unter Führung Schliephacks nach Rumänien zu schicken, wo sie bei der Bewachung der dort gefangengehaltenen moslemischen Kriegsgefangenen mithelfen sollten." Das alles liest sich so, daß er erster Kommandant der Legion war (laut Wiki), mal wieder totaler Quatsch ist... https://de.wikipedia.org/wiki/Georgische_Legion#1915_bis_1917 Vermutlich hat man da immer etwas durcheinander gebracht. Meine Vermutung: Einberufung im RIR35. Dort am 30.10.16 Fähnrich (MWB irrt hier mit FR35). In dieser Zeit freiwillig in die Türkei gekommen, dort wie üblich einen höheren Rang bekommen (Leutnant), dann das deutsche Patent am 23.7.17. Der aus dem 4er Regiment scheint eine Verwechslung zu sein. Was er dann in Rumänien und später gemacht hat, ist wohl nicht mehr aufzuklären. Ich bräuchte also die RG RIR35 Es gibt da ein Buch (das erwähnt ihn aber wohl nur in der Vorkriegszeit bei eine seiner Reisen): https://www.cornucopia.net/store/books/john-garstangs-footsteps-across-anatolia/ Hier steht etwas von Dezember 1915... u.a. Waffenmeister "Otto Schliephack"... http://www.ordenskunde.info/dtThamar.htm
Also laut MWB wurde ein Offiziersaspirant Schliephack aus II Berlin im Grenadier Regiment Nr. 4 am 30.09.1915 zum Leutnant der Reserve befördert. Ausgabe 179/180 1915 HJ 2 Seite 4252 Leider kann ich nicht mit der RG RIR 35 dienen
Hier aus dem Lebenslauf. Paßt auch zeitlich. Habe ich ihn im MWB übersehen? Er muß nach seinem Lazarett-Aufenthalt dann in die Türkei gekommen sein. Am 6.2.16 traf er ja in Trabzon ein
Ich fasse dann mal zusammen. Horst Gustav Eduard Schliephack Geb. 25.7.1876 in Wladiwostok (gest. 19.11.40 in Berlin) 1899-1901 Militärdienstzeit 1.Garde-Rgt.z.Fuß und China Okt. 1914: Res.Inf.Rgt.35 Versetzung zum GR4 30.9.15 Beförderung zum Leutnant d.Res. Okt. 15: Vereinslazarett Triberg/Schwarzwald (kein Eintrag VL) 6.2.16 Eintreffen in Trabzon Kampfhandlungen hat er wohl nicht mitgemacht, weil er ja als Dolmetscher beim AOK8 war. Da er mit Eintritt in die osmanische Armee aus dem deutschen Etat herausgenommen wurde, wird eine weitere Recherche schwer.
Horst Schliephack hatte einen Bruder mit Namen Otto Im Nachlass N 2273 Schulenburg, Friedrich-Werner Graf von der findet man bei Invenio mehrere Bildverweise zu Schliephack. Leider ist nichts digitalisiertes dabei und ich meine Nachlässe kann man nur persönlich vor Ort in Lichterfelde einsehen. Denke mal das da noch weitere Erkenntnisse schlummern
Moin, im politischen Archiv vom Auswärtigen Amt gibt es auch einige Akten zu Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg. Aber auch nichts digitalisiert. Schulenburg war zwar Verbindungsoffizier in der Türkei/Georgien, unterstand aber dem AA. Nicht der Armee. Zu Schliephack konnte ich beim AA nichts finden. Aber ich frag' mal nach. Gruß Wolfgang
Eine türkische Quelle sagt: Lejyonda Kasım 1915’ten Şubat 1916’ya kadar Leo Kresselidse, Şubat 1916’dan Nisan 1916’ya kadar Alman Teğmen Schliephack, Nisan 1916’dan Eylül 1916’ya kadar Schulenburg ve ardından kısa süreliğine Yüzbaşı İnguridse ve Kasım 1916’da da Alman Üsteğmen Graf von Galen komutan olarak görev yapmışlardir Bei der Legion Leo Kresselidse von November 1915 bis Februar 1916 Von Februar 1916 bis April 1916 Leutnant Schliephack Von April 1916 bis September 1916 Schulenburg und dann kurz Hauptmann Inguridse bis November 1916 Im Jahr 1916 diente der deutsche Oberleutnant Graf von Galen als Kommandant. Ich verstehe das mit Oberleutnant Graf v. Galen nicht. Daß er Kommandant dort war, ist sonst nirgends belegt. In der Liste der deutschen Offiziere steht (übersetzt): Oberleutnant Graf von Galen 1914-1916 bildet georgische Truppen aus, dann Adjutant im Stab von Oberstleutnant Falkenhausen in Palästina. Als die Sarıkamış-Operation im Kaukasus scheiterte, wurden diese georgischen Truppen zum Teil aufgelöst und zum Teil von der osmanischen Armee zur Verfolgung von griechisch-armenischen Banditen, Gangstern und Deserteuren in der Schwarzmeer- und Ostregion eingesetzt. Das einzige, was ich fand, ist ein Absatz aus dem Aufsatz im MGFA: Ein übereiltes Aufgeben der Legion würde von den Russen sofort ausgenützt und bei den übrigen Fremdvölkern Rußlands gegen uns verwertet werden. In der Ubergangsphase sollte ein älterer, erfahrener deutscher Offizier die Truppe führen und dann auch ihre Auflösung in die Wege leiten. Die Militärmission in der Türkei lieh dem Auswärtigen Amt zu diesem Zweck Oberleutnant Graf v. Galen für drei Monate aus. Er traf Ende November in Tirebolu ein und konnte im Grunde Erfreuliches berichten. Die Legion umfaßte wieder die stattliche Zahl von 1000 Mann und wurde von Magalov mit Geschick geführt; auch die übrigen Offiziere machten nun, nachdem die weniger zuverlässigen Elemente erkrankt und auf Urlaub gegangen sind, einen guten Eindruck und schienen, obwohl meist Christen, bei ihren moslemischen Mannschaften beliebt zu sein. Der türkische Frontkommandant war mit ihrer Leistung durchaus zufrieden und mischte sich nicht in die inneren Angelegenheiten der Georgier ein. Lediglich die Verpflegung ließ zu wünschen übrig. Es war nach dieser Schilderung kaum verständlich, warum gerade die Legion, d. h. die beste Einheit am Ort, in Kürze aufgelöst werden sollte. Auch stand Galens Bewertung der Situation im schärfsten Gegensatz zu den pessimistischen Urteilen Schulenburgs.
Moin Andreas, Die georgische Legion war einer der Versuche Deutschlands, Russland durch sezessionistische Gruppen zu destabilisieren und Einfluß im Kaukasus zu erlangen. Das widersprach der türkischen Politik,die kein Interesse an einer georgischenUnabhängigkeitsbewegung hatten. In diesem Spannungsfeld war diese Legion eine teure (1,66 Millionen Mark) teure Fehlgeburt. Zürrers Kernsatz in Bezug auf Schulenburg und Schliephack lautet mMn: "Schliephack, dem das Klima arg zusetzte, und Schulenburg, der endgültig jede Lust an dem Unternehmen verloren hatte, wollten dafür allerdings keine Verantwortung mehr tragen, sondern bemühten sich um ärztliche Atteste, die ihnen Erholungsurlaub in der Heimat verschrieben. Letzteres wurde ihnen anstandslos zugebilligt; das Kommando über die Legion ging an den seit dem Abgang Leo Kereselidzes dienstältesten georgi- schen Offizier, Murad Bey Magalov" Werner Zürrer Zur Geschichte der Georgischen Legion im Ersten Weltkrieg MGM 1978, S.96 Noch eine Anmerkung zu Graf Schulenburg Der war bis zum 22.06.1941 deutscher Botschafter in Moskau und wesentlich am Hitler-Stalin Pakt beteiligt. Später im Widerstand gegen Hitler, wurde er 1944 von Freisler zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Moin Thomas! Vielen Dank für die weitere Infos. D.h. nach Schliephack kam Magalov. Ist dann die türkische Liste falsch? Leo Kresselidse von November 1915 bis Februar 1916 Von Februar 1916 bis April 1916 Leutnant Schliephack Von April 1916 bis September 1916 Schulenburg und dann kurz Hauptmann Inguridse bis November 1916 Im Jahr 1916 diente der deutsche Oberleutnant Graf von Galen als Kommandant.
Schulenburg,Karrierediplomat, war der Leiter dieser Aktion und hielt die Verbindung zu den Türken. Schliephack war der Mann fürs Grobe- vor allem weil er Russisch sprach. Die Türken hielten von der ganzen Aktion nichts. Den Deutschen wurde es zu teuer und mit Kressensteins Kaukasus Expedition bot sich ein vielversprechenderer Ansatz. So wurde das Ganze aufgegeben.
Update.. Horst Gustav Eduard Schliephack Geb. 25.7.1876 in Wladiwostok (gest. 19.11.40 in Berlin) 1899-1901 Militärdienstzeit 1.Garde-Rgt.z.Fuß und China Okt. 1914: Res.Inf.Rgt.35 Versetzung zum GR4 30.9.15 Beförderung zum Leutnant d.Res. Okt. 15: Vereinslazarett Triberg/Schwarzwald (kein Eintrag VL) 10.12.15: 2.Ers.Btl./Gren.Rgt.4, Bestätigung zum Dienst beim Chef d. Gen.St. d. Feldheeres mit Verwendung im Orient 6.2.16 Eintreffen in Trabzon
Moin, 2012 hatte die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Feldpost 1914/18 im Rahmen einer Serie über die Militärmission in der Türkei auch einen Aufsatz über die "Georgische Legion" veröffentlicht. Dieser dürfte von allgemeinem Interesse sein. Die Arge hat oft sehr gute Artikel zu eher selten betrachteten Themen. Und auch die Quellenangaben bieten sicherlich weitere Anknüpfpunkte. Viel Spaß beim Lesen. -Nordarmee-