So wie ich es verstanden habe, ist jede Verbindung zwischen der Bundeswehr und Einheiten aus früheren Epochen untersagt. Wie ist es dann möglich, daß das Wachbataillon der Bundeswehr eine Verbindung zum 1.GRzF beibehalten darf? Auf Youtube ist das Drill Team sogar in Begleitung von 2 Soldaten in Buntenrock zu sehen. Schade, daß das Bataillon solche Uniformen nicht zu feierlichen Anlässen trägt, das wäre ein echter Hingucker. Ist das alles ein Versäumnis von v.d.L und AKK? Gruß Charlie
Das Wachbataillon beruft sich seit seiner Gründung auf die Tradition des 1.Garde-Regiments zu Fuß und übernahm auch dessen Wahlspruch Semper talis (stets gleich). Es bestehen Verbindungen zum Semper talis Bund e.V. Der ist „ein Traditionsverband der aktiven und ehemaligen Soldaten des Wachbataillons beim Bundeministerium der Verteidigung und seiner Förderer, sowie der ehemaligen Angehörigen und Freunde der Garde-Regimenter.“ Es ist schon immer Tradition, dass auf bestimmten Veranstaltungen einige Soldaten die Uniform des 1.Garde-Regiments zu Fuß tragen. Hier mal ein Einsatz von Landstürmer bei einer Kranzniederlegung:
Danke Landstürmer, das mit der Uniform war mir neu. Deine Antwort hat meine Frage nicht wirklich beantwortet. Das Bataillon hat nicht nur eine Verbindung zum "Semper Talis Bund", sondern auch zum Regiment als Träger der Traditionen des 1.GR.z.F., die durch das 1./IR9 weitergegeben wurden. Ich zitiere aus "Der Gardist" Seite 54 https://semper-talis-bund.de/uploads/Der Gardist_2_2021_1.pdf „Heute ist der Traditionsträger in der Nachfolge der Ersten Kompanie des Infanterie‐Regiments 9 das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung" (Bundespräsident Dr. Richard Freiherr von Weizsäcker). 02. September 1993: Der „Möllendorff‐Degen“ wird an das Wachbataillon übergeben.“ In Anbetracht des jüngsten Drangs zur Umbenennung von Kasernen, Ausstellung von historischer Gegenstände in Kasernen usw. muss es irgendwann eine bewusste Entscheidung gegeben haben, die es dem Wachbataillon erlaubte, die Verbindungen beizubehalten. Gruß Charlie
Hallo Charlie, ok die "bewusste Entscheidung" kenne ich nicht. Ich vermute mal, dass der Bezug zur Wehrmacht entfallen ist oder wird. Gut in der Bewertung des Sachverhalts ist, dass der Semper talis Bund von den Nazis verboten worden ist. Also gibt es da kein Grund zur Distanzierung. Gruß Landstürmer
Moin Charlie, Ja wie halten wir es mit der Tradition? Geregelt ist das in dem jetzt gültigen Erlaß DIE TRADITION DER BUNDESWEHR RICHTLINIEN ZUM TRADITIONSVERSTÄNDNIS UND ZUR TRADITIONSPFLEGE https://www.bmvg.de/resource/blob/2...0180328-die-tradition-der-bundeswehr-data.pdf von 2018 unter Punkt 3.4 wird ausgeführt Ausschlüsse Die Bundeswehr pflegt keine Tradition von Personen, Truppenverbänden und militärischen Institutionen der deutschen (Militär-)Geschichte, die nach heutigem Verständnis verbrecherisch, rassistisch oder menschenverachtend gehandelt haben Dazu gehören Wehrmacht und NVA. Die Aufnahme einzelner Angehöriger der Wehrmacht (und der NVA) in das Traditionsgut der Bundeswehr ist dagegen grundsätzlich möglich. Hierzu gehören insbesonder die Offiziere des ehemaligen IR 9, die sich aktiv am 20. Juli 1944 beteiligt haben. Zu nennen wäre hier zB der Generalmajor Henning v. Tresckow (1918 Lt im 1. GrzF, 1926 Wiedereintritt beim IR 9, 1944 Chef des Stabes 2. Armee) Nach ihm ist die Kaserne des Einsatzführungskommandos der BW in Brandenburg benannt. Auf Persönlichkeiten wie Tresckow bezieht sich das Traditionsverständnis des Wachbatallions, nicht auf Uniformen oder Degen. Aber ich gebe zu, Bundeswehr und Tradition wird auch in Zukunft ein konfliktbeladenes Thema bleiben. Gruß T.
Danke Landstürmer und Thomas Damit hat sich die Sache geklärt. Manchmal entspricht das was man glaubt nicht den Tatsachen. Gruß Charlie
Hallo Landstürmer, du scheinst ein ehemaliger "Greifer" zu sein?! Wie lange ist das her. Das Foto der Kranzniederlegung ist großartig. Wann war dieser Einsatz und wo?? Viel Grüße Ernst S.
Hallo Ernst, lang lang ists her. Kranzniederlegung am 24.5.75 auf einem Friedhof in Düren durch den Semper Talis-Bund. Damals lagen Teile des Bataillons in Bergisch-Gladbach. Greifer stimmt. Damals nur nach den preußischen Regeln. Eine "Showtanzgruppe" nach amerikanischer Art gab es noch nicht. Gruß Wolfgang
Hallo Landstürmer, danke für die gute Antwort. Ich war von 2001 bis 2016 S1 oder Personaloffizier im Bataillon und habe die militärgeschichtliche Sammlung (mit)aufgebaut. Beste Grüße Ernst S
Nein, nein, so ist es auch wieder nicht. Es ist natürlich traurig, dass das letzte Jahrhundert für die deutschen Waffen nicht unbedingt "stilbildend" war. Dabei ist neben den unseligen Vorkommnissen, die wir leider in ihrer Geschichtlichkeit auch aushalten müssen, auch Unglaubliches geleistet worden. Mit der Tradition ist es allerdings auch immer so eine Sache. Was will man in den Vordergrund stellen? Die Effektivität der "fliegenden 11. Infanterie-Division", den Wagemut der deutschen Fliegertruppe, die "Aushalte-Giganten" der Sommeschlacht? Heute wird wohl überall irgendein "Haar in der Suppe" gefunden werden. Ich hätte auch ganz gern die "Fuß"-Gardisten in ihren schicken Uniformen live sehen wollen, aber - ich weiß nicht - ich muss mir immer mal wieder das - wenn auch ein wenig verwackelte - Video vom erstmaligen Auftreten eines Musikkorps' der Bundeswehr auf dem Roten Platz in Moskau ansehen. Die Moskauer völlig aus dem Häuschen, als der "Alte Dessauer" geschmettert wurde. Großer Applaus vom ehemaligen Gegner. Wozu da noch in der Vergangenheit suchen. Hier ist doch schon eine neue Tradition gewachsen. Schau nach vorne Bundeswehr!
Das sehe ich auch so. Mal ein Schmankerl zur Frage der Neugestaltung der Dienst- und Ausgehuniform (unter besonderer Berücksichtigung der Wiedereinführung des Ehrendegens), aufgearbeitet vom Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages im Jahre 2021. https://www.bundestag.de/resource/b...c2e1b9de0c6a981c1c85/WD-2-114-20-pdf-data.pdf Treffend zusammengefasst vom Geschäftsführer des Bundes Deutscher Fallschirmjäger "Überlegenheit auf dem Gefechtsfeld ist wichtiger als Überlegenheit auf dem Parkett. Davon sollte der Soldat sein Selbstbewusstsein und sein Ansehen beziehen, nicht vom Lackstiefel“