Die gepanzerte Schnecke

Dieses Thema im Forum "Bauwerke / Ehrenmale" wurde erstellt von Landstürmer, Nov. 18, 2020.

  1. Landstürmer

    Landstürmer Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    In den ehemals deutschen Festungen in Elsass-Lothringen findet man in größerer Anzahl diese gepanzerten „Schnecken“. Sie dienten als Beobachterstände und fanden auch in den Vogesenstellungen und vermutlich auch an der Westfront ihre Verwendung. Ob dieser Einmannbunkertyp tatsächlich Schnecke genannt wurde weiß ich nicht genau. Habe ich so mal von Festungsfreunden gehört. Die Windungen der Panzerung ähneln sehr stark dem Gehäuse einer Schnecke. Die Hohlräume zwischen den Panzerplatten wurden mit kleinen Steinen oder Beton aufgefüllt.

    Gruß
    Landstürmer
     

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  2. Amberg

    Amberg Super-Moderator / Sponsor Mitarbeiter AbzeichenSumo AbzeichenSponsorNeu

    Cooles Teil!
    Sowas will ich auch.
     
  3. Ruhrpottpreuße

    Ruhrpottpreuße Administrator / Sponsor Mitarbeiter AbzeichenAdmin AbzeichenSponsorNeu

    Hallo Wolfgang!
    Hat diese Form einen besonderen Grund? Habe ich noch nie gesehen.
     
  4. Landstürmer

    Landstürmer Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Ich vermute mal, dass es sich um einen sogenannten gedeckten Zugang handelt um dem Beobachter auch unter Feindfeuer ein Betreten oder Verlassen des Bunkers zu erleichtern. Auch könnte ich mir vorstellen, dass bei einem Granateinschlag im hinteren Gelände, der Beobachter vor der Splitterwirkung in der Schnecke geschützt ist.
    Gruß
    Wolfgang
     
  5. Ruhrpottpreuße

    Ruhrpottpreuße Administrator / Sponsor Mitarbeiter AbzeichenAdmin AbzeichenSponsorNeu

    Kompliziert...
     
  6. Landstürmer

    Landstürmer Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Na denn einfach ausgedrückt: Damit der Mann sich kein Blei einfängt.
     
  7. Ruhrpottpreuße

    Ruhrpottpreuße Administrator / Sponsor Mitarbeiter AbzeichenAdmin AbzeichenSponsorNeu

    Macht sogar Sinn. Man ist mit kurzen Wegen "halbwegs" geschützt.
     
  8. Deichkind

    Deichkind Super-Moderator / Ehrenmitglied Mitarbeiter AbzeichenSumo

    Sehr interessant. Danke dafür.
    D.
     
  9. Amberg

    Amberg Super-Moderator / Sponsor Mitarbeiter AbzeichenSumo AbzeichenSponsorNeu

    Moin,
    was mich noch ein wenig verwundert, ist, dass nach oben so wenig Schutz geboten war.
    Alles Gute kommt von oben. Dreck, Steine, Schrapnelle .....
    Die Dinger waren eingegraben und hatten seitlich eine doppelte Stahlhülle mit verfülltem Zwischenraum. Aber nach oben so gut wie nix. ....??
    Gruß
    Wolfgang
     
  10. Ruhrpottpreuße

    Ruhrpottpreuße Administrator / Sponsor Mitarbeiter AbzeichenAdmin AbzeichenSponsorNeu

    Auf Bild 3 ist eine Art Wellblechschutz oben drüber. Dürfte aber auch nicht viel geholfen haben. Vielleicht war ja ursprünglich eine Stahlplatte dabei, die man bei Bedarf "drüberziehen" konnte? Einen Volltreffer konnte sie natürlich nicht abhalten, aber gegen kleine Splitter könnte sie schon etwas helfen.
     
  11. Amberg

    Amberg Super-Moderator / Sponsor Mitarbeiter AbzeichenSumo AbzeichenSponsorNeu

    Nicht nur Splitter, auch Regen, Schnee und sonstiger Dreck der unnötigerweise von oben kommt.
    Wenn ich schon so ein aufwändiges Teil konstruiere/baue, dann mach ich doch auch noch ein anständiges Dach drauf! Eingang rechts/links aber kein Dach!? :confused:
     
  12. Ruhrpottpreuße

    Ruhrpottpreuße Administrator / Sponsor Mitarbeiter AbzeichenAdmin AbzeichenSponsorNeu

    Wie gesagt, vielleicht war da ja damals was drauf
     
  13. Schratzmännle

    Schratzmännle Aktives Mitglied AbzeichenUser

    Der Postenstand Typ Schnecke ist halt ein Postenstand. Gebaut und eingebaut in die deutschen Festen in denen der Materialaufwand keine große Rolle spielte. In der Zeit vor dem ersten großen Krieg fand man diesen leichten Schutz für Postenstände wohl ausreichend, oder gar als Luxus. Im großen Krieg hatte dieses Modell (dann als Beobachter, nicht als Postenstand genutzt) in dem fehlenden Dach einen großen Vorteil: geringe Sichtbarkeit. Ein bombensicherer Stand wurde mit einer Decke von 1,5m Eisenbeton angenommen, eine solche Überdeckung hätte man aus großer Entfernung noch zum Zielschiessen nehmen können. Daher findet man in den Vogesen nur Beobachter (auch, aber nicht nur von diesem Typ) mit einer sehr flachen Abdeckung oder sogar oben offen, ggf. mit ein paar Eisenbahnschienen abgedeckt. Ist wie heute auch: was entdeckt wird, wird vernichtet. Also besser eine geringe Decke und mit ein paar Schrapnell eingedeckt als 1,5m Beton und mit einem 50cm Eisenbahngeschütz beschossen
     
  14. Landstürmer

    Landstürmer Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Gute Erklärung. Danke!
    Gruß
    Landstürmer
     
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  15. Schratzmännle

    Schratzmännle Aktives Mitglied AbzeichenUser

    Anbei noch ein Beispiel aus den Vogesen. In diesem Fall mit einer leichten Betondecke. Dieser Stand ist allerdings auch mehrere Kilometer hinter der Front eingebaut und schon 1915 errichtet worden:
     
  16. jasta

    jasta Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser

    Hallo,
    Hier mein Beitrag zum Thema « Beobachtungsstand mit Kiesfüllung » » oder « Beobachtung Postenstand aus Eisenblech » wie sie damals bezeichnet wurden...
    Die Firma Hilgers in Rheinbrohl entwickelte diesen Beobachtungsposten und stellte dessen Bau ab 1905 sicher. Diese kleine Panzerung wurde zu Hunderten hergestellt, um die permanenten Infanteriestellungen in den Forts, Festen, Küstenbatterien, auszurüsten.
    Der Postenstand bestand aus eine Doppelwand aus 3 mm (Außenblech) und 3,5 mm (Innenblech) Blech, verzinkt oder nicht, mit der allgemeinen Form einer Schnecke, daher der Name. Eine Abdeckung aus demselben leichten Blech wie die Wände deckte zum Teil den Raum über dem Beobachter.
    Der Abstand von 8 cm zwischen den beiden konzentrischen Blechen wird nach der Positionierung des Standes grundsätzlich mit Kies gefüllt, bzw. während des Krieges mit Beton.
    Der Beobachtungsraum war 1,2m breit und 1m tief. Die Baugruppe bestand aus einer großen Anzahl von verschraubten und / oder genieteten Teilen und Elementen.
    Es gab zwei Versionen:
    - Individuelles Wachthaus / Schutz für die Infanterieüberwachung von Stacheldrahtnetzen um Infanteriepositionen.
    - Infanterie- / Artillerie-Beobachtungsposten

    Die 2 Bilder zeigen das noch einzige erhaltene Exemplar vom Brückenkopf Neuenburg.

    20201120_102200 (1).jpg Stp.4 (4).JPG Stp.4 (5).JPG
     
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  17. Landstürmer

    Landstürmer Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Hallo Jasta,
    vielen Dank für die technischen Erläuterung die meinen Beitrag vervollständigt. Die Historie und die Herstellerangabe waren sehr interessant für mich.

    Gruß
    Landstürmer
     
  18. Ruhrpottpreuße

    Ruhrpottpreuße Administrator / Sponsor Mitarbeiter AbzeichenAdmin AbzeichenSponsorNeu

    Super Infos! Vielen Dank!!!!
     
  19. Amberg

    Amberg Super-Moderator / Sponsor Mitarbeiter AbzeichenSumo AbzeichenSponsorNeu

    Dem kann ich mich nur anschliessen!!
     
  20. Landstürmer

    Landstürmer Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Dank dem Hinweis von Jasta konnte ich im Internet weitere Details zur Schnecke finden.

    Die Firma Hilgers gibt es immer noch. Ihr Namensgeber hatte sie 1867 geründet und 1869 die erste Verzinkerei in Deutschland in Betrieb genommen. Die Produktion umfasste u.a. verzinkte Flach- und Wellbleche deren Haltbarkeit auch das preußische Militär beeindruckte. Ab 1873 baute er zerlegbare und somit mobile "Blechhütten" als Unterstände für die deutsche Armee. Die Qualität der verzinkten Erzeugnisse kann man heute noch in den Festungsanlagen rund um Metz bewundern. (siehe meine Fotos im Startbeitrag) Für den Fronteinsatz im Ersten Weltkrieg sparte man sich jedoch die Verzinkung, da man wohl dort von einer geringen Verwendungsdauer ausging.
    Gruß
    Landstürmer
     
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