Hallo, da bin ich wieder. Meine Frage: Mal heißt eine Infanterieeinheit Füsilierregiment mal Infanterieregiment. Folglich der niedrigste Dienstgrad Füsilier, mal Musketier. Dabei habe ich den Eindruck, die tun so ziemlich das gleiche. Ist das historisch begründet oder wie??? Fritz
Hallo Fritz! Du hast recht. Es waren historische Begriffe, aus einer Zeit, in der es noch verschjiedene Arten der Infanteristen gab. Füsiliere (vom franz. fusil = Gewehr). Im Jahre 1787 wurde zum ersten mal der Begriff Füsiliere in Preußen eingeführt. Es gab 24 Füsilier Bataillone. Sie sollten ursprünglich in aufgelöster Ordnung kämpfen, d.h. nicht in der Lineartaktik. Deshalb waren Füsiliere oft ausgewählte Leute mit leichteren Waffen. Im Jahre 1808 erhielt dann jedes preuß. Inf.Rgt. ein Füs.Btl. Nach den napoleonischen Kriegen gehörte die spezielle Art aber schon der Vergangenheit an. Es gab kaum noch Unterschiede. Trotzdem wurden die Füsiliere 1853 als erste Truppen mit dem Zündnadelgewehr ausgestattet. Bi zum Ende des ersten WK hießen immer noch die dritten Bataillone der Garde- und Grenadierregimenter Füsilier-Bataillone. Sie unterschieden sich in dem bunten Rock am schwarzen Lederzeug. Die Musketiere standen im Kampfe damals noch im Karrée, d.h. sie schützten sich hinter den Pikenieren, da das Laden der alten Arkebusen doch berheblich Zeit kostete. Im Zuge der technischen Verbesserungen, entfielen langsam die Pikeniere. Daraufhin wurde auch die Lineartaktik eingeführt. Der Begriff Musketier blieb aber bis in die Zeit des ersten Weltkrieges und stand für den einfachen Infanteristen. Um die Sache zu verfollständigen, erwähne ich hier noch die Grenadiere. (Auf Jäger verzichte ich, da ich denke, damit kann jeder etwas anfangen). Ursprünglich waren die Grenadiere dazu da, Granaten zu werfen. Deshalb hatten sie auch den schmalen Hut, da damals der Zwei- oder Dreispitz das Werfen behinderte. Doch auch hier verloren sie im Rahmen der Technik ihre eigentliche Aufgabe und kämpften im erste Weltkrieg wie normale Infanteristen. Die Bezeichnung ist geblieben; so wurde natürlich ein wenig das Elitedenken geschürt. Aus diesem Grunde gab es im zweiten Weltkrieg auch den Begriff der Panzer-Grenadiere, der ja vom Wortklang auch etwas martialisches. Hört aber jeder Panzergrenadier gerne (Gruß an alle Ehemaligen der PzGrenBtl 321 und 322 aus Schwanewede... "Dran,drauf,drüber" Ich hoffe, ich konnte Deine Fragen ein wenig beantworten
... ja hat auch eine historische Ursprung. Die ersten Füsilier-Regimenter wurden mit leicht bewaffneten Soldaten von eher kleinerer Körpergrösse aufgestellt, diese wurden flexibel und als schnelle und wendige Einsatztruppe verwendet. Und es kann schon mal Füsilier oder Musketier in einem Regiment heissen, da es später in den meisten Linien-Infanterie- Regimentern oft auch Füsilier-Batallione gab, ob jetzt eher aus der Tradition heraus oder wirklich (aus den oben genannten Gründen), weiss ich leider auch nicht. Im 20. Jahrhundert wurden Gefecht ja in ganz anderen Formationen geführt. Gruss Jens
Da haben wir's in Bayern schon einfacher - dort heißt der einfache Infanterist mir Dienstgrad - "Infanterist"! Danke Andreas, für Deine Ausführungen; sehr interessant! Gruß, Marcus.
Ich muss dem Ruhrpottpreussen widersprechen , die Jahresangabe 1787 kann nicht stimmen, da es schon unter Friederich dem Grossen Füsliliere (Füsilier-Regimenter 35,39,40,43,44,,46,47,49,52,55) gegeben hat , und der olle Fritz ist 1786 gestorben... Unter ihm wurden die Füsiliere in der Regel im 2. Treffen aufgestellt , davor die Grenadiere.Ganz hinten dann die Musketiere . Sie unterschieden sich durch die Art ihrer Kopfbedeckung optisch voneinander , aber wie schon erwähnt hauptsächlich durch die Körpergrösse . Die (grösseren) Grenadiere konnten sich beim Laden des Gewehres einen Handgriff sparen , nämlich das Nachfassen des Ladestockes . Dadurch waren sie schneller im Laden und schiessen und standen halt vorne . Ausserdem wurden die Grenadiere stets aus den anderen Regimentern entnommen , d.h es waren keine Rekruten, sondern kampferprobte Veteranen . Dieses verlieh Ihnen den Charakter einer Elite . Nach Friederichs Zeiten änderten sich diese Praktiken aber, wie Andreas oben schrieb . Gruss, Raphael :s32:
die bezeichnung fuere den feldgrauen infanteristen kann abwechslungsreich sein -schûtze -fusilier -musketier -soldat ich hatte irgendwo gelesen, dass es durch das land bestimmt wurde : woher die kaempfer kamen: sachsen, preussen, usw ... wegen fusilier oder infanterie es wird durch tradition erklaert.. die einheit haben auch eine geschichte und frueher waren ihre rolle in den alten kriegen ganz besonders definiert aber mehr kann ich nicht sagen.... deutsche armee beginnt ab 1914 fuer mich und endet im jahre 1918
Hallo Raphael! Ja, Du hast recht. Den Begriff gab es schon früher. Ich hätte wohl besser formulieren müssen. Nämlich, daß 1787 das Reglement für die preußische leichte Infanterie zum ersten Mal die Bezeichnung "Füsilier-Bataillon" einführte
Danke, danke, danke. Eine tolle Geschichtsstunde!!! Schütze hießen dann die Leute an den Maschinengewehren, stimmt´s?? Vielen Dank nochmal. Fritz
Kann man so nicht sagen. Schützen war ja ein allgemeiner Begriff für Infanteristen. Dasar aber im 14./15.Jahrhundert. Aus den Schützen bildeten sich die Musketiere, Füsiliere usw. Ursprünglich gingen die Schützen vor die Front, eröffneten den Kampf und zogen sich wieder zurück. Dabei wurde natürlich vermehrt auf Treffsicherheit Wert gelegt. Später bildeten sich dann auch die "Schützen" Begriffe , wie MPi-Schütze, MG-Schütze, Ladeschütze, Richtschütze usw. Es waren aber mehr Aufgabenbereiche als Dienstbezeichnungen. Den Rang des Schützen gab es im 1.WK wohl nur noch bei dem sächsischen Schützen-Regiment 108
Hallo Andreas, also in der Verlustliste des IR 163 erscheinen die gefallenen Mannschaften der MG-Kompanien als Schützen!??? Hallo Marcus, alles Infanteristen? Das erklärt meine stille Frage beim Besuch eines deutschen Soldatenfriedhofs in Frankreich, wo Musketier, Füselier, Infanterist und Schütze beieinanderlagen. Dafür gibt´s dann wieder Fragezeichen bei der Reiterei, wenn von Chevaliers die Rede ist, die wir in Preußen überhaupt nicht kennen. Fritz
Hmmm, es kann sein, daß sie als MG-Schützen geführt wurden. MG-Musketiere hört sich ja auch irgendwie blöd an... Ob es jetzt als offizieller Dienstgrad geführt wurde, weiß ich allerdings auch nicht, da müßte ich mal nachschauen. Wenn einer die Kavallerie erklärt, wär nett... sonst mache ich es morgen
Du meinst sicher Chevauleger - das war leichte Kavallerie - im Gegensatz zu den Schweren Reitern. Hier ein Link dazu: http://www.reitverein-guenzburg.de/bayerische_kavallerie.htm Gruß, Marcus.
Hallo Marcus, vielen Dank für den interessanten Link. Auf einem Grabkreuz in Frankreich fand ich den Dienstgrad "Ersatzreservist" also wohl ein Rekrut? Wann wurde aus dem Ersatzreservisten ein Musketier usw. Kamen auch etwa unerfahrene Rekruten in den Einsatz? Fritz
was verstehst du unter "unerfahren" ??? natuerlich wurden viele soldaten ohne erfahrungen an frontlinien "gesendet"
Naja, so ganz ohne Erfahrung wurde man wohl nicht an die Front geschickt, wie 9in dem Film "Im Westen nichts Neues". Im Allgemeinen kam man zuerst in ein sogenanntes "Rekruten-Depot hinter der Front". Dort bekam erste Eindrücke vom Frontleben. Natürlich weiß ich nicht, ob diese Regel immer eingehalten wurde.
Ich denke auch, dass man die knappen Menschenreserven nicht leichtsinnig vergeudete. Aus den Erzählungen meines Großvaters ging hervor, dass man da sehr behutsam den Soldaten zur unbeschränkten Frontverwendungsfähigkeit entwickelte. Er verbrachte zunächst ca. 8 Wochen im Rekrutendepot des Ersatzbataillons IR 79 in Hildesheim. Nach seinen Aussagen hatte er dort nichts gelernt, was man im Feld gebrauchen konnte. Nur Drill, Schliff und Schikane. Sie wurden dann zu den für sie bestimmten Einheiten entsendet, in seinem Fall zum IR 163. Dieses Regiment war im Sommer 1916 gerade in der Sommeschlacht engagiert mit enormen Verlusten. Offensichtlich hielt man die Youngster da heraus und schickte sie von Ham bei St. Quentin wieder zurück nach Valenciennes in das Feldrekrutendepot des IX. Reservekorps. Dort wurde er bis etwa September 1916 weiter ausgebildet und kam dann im Herbst zunächst für kurze Zeit in eine ruhige Stellung bei Hulluch bei Lens. Einigermaßen vorbereitet ging es dann wieder an die Somme bei Sailly-Sallisel, wo es richtig zur Sache ging. Einigermaßen gut ausgebildet hatte er aber die Chance zu überleben. Fritz
...daher meine frage : was verstehst du unter "erfahrung" ??? ich denke auch nicht, dass soldaten absolut ohne schulung zum krieg geworfen wurden es ist aber auch kein geheimnis, dass einige truppen nicht so gut gebildet waren und dann eher als "nicht gute einheiten" bezeichnet waren... woran es damals lag ? Sicher ist dass die Fronterfahrung nur und erst vor den Feindeslinien gebracht wurde ... binsenweisheit ...
Hallo demag, bei meinem Großvater war es mit dem Erfahrung sammeln wie "Im Westen nichts Neues" beschrieben. Als sein Regiment im August 1916 von der Somme zurück kam, also in Ruhe in der Nähe von Valenciennes, hatte es 50% Verluste. Die aus dem Feldrekrutendepot zugewiesenen Soldaten wurden mit den Altbeständen gemischt, so dass kampferfahrene Soldaten immer einige junge Soldaten betreuten und einwiesen. Hatte man das Glück danach zunächst in einen ruhigen Abschnitt zu kommen, konnte man den Ernstfall ohne hohes Risiko trainieren und Sicherheit im Umgang mit dem Grabenkrieg gewinnen. Andererseits: Der Großonkel meiner Frau kam als junger Freiwilliger in oder bei ? Langemarck am Bahnhof an, geriet in einen Feuerüberfall der Fernartillerie und wurde getötet ohne jemals einen Feind gesehen zu haben. Was die Beurteilung der Regimenter und Divisionen anging, so war neben dem Ausbildungsstand sicher auch die Motivation der Soldaten mitentscheidend. Ich könnte mir vorstellen, dass die Motivation bei aktiven Einheiten mit jungen, leichter begeisterbaren Soldaten wohl höher gewesen sein wird als bei älteren, reifen Jahrgängen, also Landwehr und ältere Reservisten, d.h. Familienväter, die mehr an die Verantwortung für ihre Familie dachten. Fritz