Hallo, in Ahnenforschungsforen wird die Frage nach den Kriegsstammrollen der preußischen Regimenter mit dem Argument beantwortet, die wären alle im Zweiten Weltkrieg in Berlin verbrannt. Stimmt das tatsächlich so oder haben Zweitschriften überlebt oder existieren Teile der Rollen noch irgrndwo unbeachtet in einem feuchten Kellerarchiv. Was meint ihr? Ich konnte einen Auszug als Kopie retten. War Anlage einer Sterbeurkunde. Gruß Landstürmer
Die Stammrollen der preußischen Armee wurden in Potsdam gelagert und sind dort bei einem Bombenangriff vernichtet. Was allerdings überlebt hat sind die Stammrollen der bayerischen , badischen und württembergischen Kontingente. Diese sind in den dortigen Bibliotheken einzusehen, die der Badener und Württemberger teilweise sogar online, die Bayern bei Ancestry! Die Sachsen scheinen bei der Bombardierung von Dresden ähnliche Verluste wie die Preußen erlitten zu haben. Was noch überlebt hat sind die unzähligen Stammrollenauszüge (wie deiner da) den sich die Privatleute für diverse Dinge haben erstellen lassen. Gleiches betrifft übrigens die Kriegstagebücher der Einheiten. Wobei da einige Einzelstücke wohl nie das Archiv gesehen und deswegen überlebt haben. Auch hier gibt es beglaubigte Abschriften oder Kopien von vereinzelten Einheiten. Alles was mal als Kopie, z.B. nach Amerika ging, ist später als Kopie wieder ins Militärarchiv zurückgekehrt. Das erklärt die Bestände bei Invenio der Westfront 1918 (fast alles Einheiten die gegen Amerikaner kämpften) Hier noch ein Link : https://gsta.preussischer-kulturbes...ssiers/militaer-in-preussen/mannschaften.html
Hallo, Patrick hat insgesamt die Lage gut beschrieben. Nach was ich bis jetzt gelesen habe, lagen die preuß. Kriegsstammrollen beim Zentralnachweiseamt in Berlin-Spandau. Endergebnis ist schon erwähnt worden, Totalverlust. Hier und da findet man heute noch im Archiv Abschriften, z.B. bei den Sanitäts-Formationen in Karlsruhe oder in Stuttgart (ich spreche hier nicht von den badischen oder württembergischen Stammrollen). Eine Suchung ist jedoch sehr erschwert, wegen Mangel eines Personen-Index. Zu erwähnen ist auch das Landesarchiv Strasbourg (im Elsaß). Während des Krieges hatte das Ministerium Elsaß-Lothringens gefordert, daß die Formationen der XIV., XV., XVI. und XXI. AKs sogen. Sterbefälle schicken sollten, um festzustellen, welche Angehörige für den Reich ihr Blut eingeschenkt hatten. Praktisch haben die Formationen oft (nicht immer) Abschriften von Stammrollen geschickt, mit allen betroffenen Manschaften, E-L sowie Preußen usw. Die Masse der Unterlagen ist mehr oder weniger nach Formation sortiert (vor allem chronologisch), aber Personen-Index fehlt komplett. Die Abschriften betreffen nur die Verluste der Formation (gefallen, verwundet oder vermißt). Wenn z.B. ein Preußer beim XV. AK unversehrt den Krieg gemacht hatte, ist er nicht dabei zu finden. Gruß, Thierry
Noch zur Ergänzung. Was nicht verbrannt war ging nach Russland, wo es leider heute noch liegt. Wie schon erwähnt, liegen in Karlsruhe noch Stammrollen aus den Kriegen 1870/71 und 1866 https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/einfueh.php?bestand=24241 Gruß Rainer
Vielen Dank an euch für die umfangreichen Erklärungen. Ein großer Dokumenten- bzw. Datenschatz ist also noch da. Er muss nur gehoben werden. Auch sind fast alle Einträge in den Stammrollen auch in den Militärpässen niedergeschrieben. Es braucht so jemanden wie unser Eberhard, der unermüdliche Recherchen betreibt, um alle Informationen zusammen zu tragen. Gruß Wolfgang
Hab es gerade hier liegen.Darin aufgeführt z.b.Dienstposten, Angaben Person, Mob-Verwendung, ATN, Kommandierungen, Dienstgrade usw. Im Grunde genommen das Gleiche wie die Stammrollen nur ausführlicher. Aber ich glaube die sind mittlerweile alle in die Tonne... Grüße!
Ich könnte mir vorstellen, dass sie solange aufbewahrt werden, solange man theoretisch der Wehrüberwachung unterliegt. D.
Kleiner Nachtrag - siehe Link - ist sicher einigen schon bekannt.... GERMAN DOCUMENTS | Deutsche Beuteakten zum Ersten Weltkrieg im Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation (Bestand 500, Findbuch 12519) (germandocsinrussia.org) In diesem Projekt wurden / werden die von der Roten Armee 1945 erbeuteten militärischen Dokumente digitalisiert und veröffntlicht. Die detaillierte Suche ist etwas umständlich, da keine besondere Gliedung erfolgt. Naja...braucht man halt etwas mehr Zeit. Aber man kann schon einige tolle Sachen finden. So hatte ich das Glück einen Auszug des KTB der 4. Ersatzdivision zu finden zu der auch das IR 360 gehörte. Dies war das Regiment meines Uropas. Übrigens, sind nach meiner Kenntnis, im Staatsarchiv Sachsen, Abt. Militärarchiv noch jene Teile der Stammrollen der Regimenter erhalten, welche den Zeitraum vor der Militärunion Preussen / Sachsen umfassen. Viele Grüße Frank
Hier mal eine Erklärung des Militärarchivs Dresden Bestandsgeschichte Im Zuge der Auflösung und Abwicklung der sächsischen Armee als Teil des Kaiserlichen Heeres und der Überführung fortbestehender Teile in die Reichswehr wurde 1919 das Reichsarchiv Potsdam und 1920 eine Reichsarchivzweigstelle in Dresden eingerichtet. Dort wurden die sächsischen Militärakten aus dem Zeitraum von 1867 bis 1918 verwahrt, während die ältere Überlieferung des Kriegsarchivs ins Hauptstaatsarchiv gelangte. 1937 wurden die Militärstammrollen der sächsischen Armee ab 1868 und der Bestände der höheren Kommandobehörden (Armeekorps und Divisionen) mit den militärischen Karten und Plänen an das Heeresarchiv Potsdam übergeben. Diese Entscheidung erwies sich als fatal, da diese Bestände in Potsdam im April 1945 durch einen Luftangriff weitgehend vernichtet wurden, allerdings erfuhren die in der Heeresarchivzweigstelle Dresden verbliebenen Akten im Frühjahr 1945 ebenfalls Verluste, im Gegensatz zu den bereits im Hauptstaatsarchiv befindlichen Unterlagen. In den Jahren 1945 bis 1948 wurden durch die Archivkommandos der Roten Armee sowohl aus Potsdam als auch aus Dresden Militärakten nach Leningrad überführt. Dieses Archivgut erhielt 1955 das spätere Militärarchiv der DDR in Potsdam. 1991 übergab das Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv, als Funktionsnachfolger des Militärarchivs der DDR, im Zuge der Bestandsabgrenzung die sächsischen Militärbestände an das Hauptstaatsarchiv. Die erwähnten Kriegsverluste betrafen vor allem die Überlieferung der Infanterie-Regimenter. Aus den verbliebenen Unterlagen wurde der zusammengefasste Bestand 11359 Infanteriedivisionen, Infanterieregimenter, Infanteriebataillone gebildet. Dieser enthält u.a. den relativ vollständig überlieferten Bestand Infanterieregiment 134