Moin in die Runde, ich sammle eigentlich Waffen und habe das Foto wegen der Abbildung der Revolvertasche M/87 samt versorgtem Revolver M/79 gekauft. Das es ein Unteroffizier der Artillerie ist, erkenne ich noch. Das Foto ist vom "Photograph Vahlendick, Kellinghusen" und beschriftet mit Lockstedter Lager 1899. Was könnt ihr denn noch aus dem Foto herauslesen?
Nabend! Er scheint zu einer berittenen Abt. eines FAR zu gehören. Die Nummer des Regiments auf der SK müßte bei entsprechender Vergrößerung zu ermitteln sein. Eigentlich erwartet man weiße Schulterklappen. Aber Du schriebst ja, das Foto stammt von 1899. Da sie noch rot sind, wurde das Foto vor Ende Mai 1899 aufgenommen, ab dann trugen die Artilleristen die Farbe des AK auf den SK. Ist das Foto ein CDV oder CAB-Foto? Kannst Du bitte mal die Rückseite einstellen? Danke. D.
Leider nein. Das Bild ist in einem zeitgenössischem Rahmen, den will ich nicht beschädigen. Lockstedter Lager 1899 steht hinten mit Bleistift. die Nummer auf der Schulterklappe kriege ich auch nicht besser mit meinem Handy abfotografiert. Das mit der reitenden Abteilung ist aber schon ein guter Hinweis. Und wenn man so die Flora im Hintergrund anschaut, kommt auch Frühling hin. Besten Dank Deichkind!
Hallo! Das Lockstedter Lager lag im Bereich des IX.AK. Man kann natürlich nicht sagen, ob auch Einheiten anderer Korps dort geprobt haben. Gehen wir mal vom IX.AK aus. Dieses bestand 1899 aus der 17. und 18.Inf.Div., wobei die 17.Inf.Div. keine Artillerie hatte. Preußen hatte zu der Zeit nur 36 Feldartillerie-Regimenter. Nur die 18.Inf.Div. hatte die 9.Feldart.Brig., welche aus dem Schleswigschen Feldart.Rgt.Nr.9 und dem Holsteinischen Feldart.Rgt.24 bestand. FAR9 Stab, II. und reit.Abt.: Itzehoe I.Abt.: Rendsburg III.Abt.: Altona (vorläufig Itzehoe) FAR24 Stab, I.(Großherzogl. Mecklenb.) und IV.Abt.: Schwerin (IV.Abt. vorläufig Altona) II. und III.Abt.: Güstrow, 9.(Großherzogl. Mecklenb.) Batterie: Neustrelitz Ich meine, eine zweistellige Zahl auf der Klappe zu sehen, und könnte mir die 24 vorstellen. Das FAR24 hatte zu der Zeit zwar keine reitende Abteilung, aber es kann ja ein Berittener einer fahrenden Abteilung sein.
Wenn ich das richtig sehe gibt es noch die Möglichkeit (wenn auch unwahrscheinlich - nicht unmöglich?, daß wir hier ein Mitglied des frisch aufgestellten FAR 45 sehen. Zwar kann die Aufnahme nur bis Mai/Juni 1899 gemacht worden sein, aber das FAR wurde ja im März 1899 aufgestellt und lag in Altona und Rendsburg. D.
Nicht ganz, Klaas. Der Stiftungstag war der 25.3.99 (laut AKO). Das heißt aber noch nicht, daß die Jungs schon mit 45er Klappen rumgerannt sind... Das dauerte... Laut AVB1899 war die Aufstellung erst mit Unterbringung in die Kasernen am 1.10.99 beendet. Deswegen findet man das FAR45 auch noch nicht in der 1899er Rangliste, welche vom 2.5.99 ist, sondern erst in der 1900 vom 7.5.00. Cron schreibt dazu: "Einen Abschluß der Entwicklung brachte für längere Zeit die durch A.K.O. vom 12.Mai 1899 verfügte Neuordnung. Die zu stark gewordenen Regimenter wurden zum 1.Oktober geteilt, die Feldartilleriebrigaden schon im Frieden den Divisionen unterstellt. ... So entstanden das 3. und 4. Garde-FAR, die FAR Nr.37-47, 50-63, 66, 67, 69-76." Man wird also wohl keine 45er mit roter Klappe sehen. Die RG schreibt auch: "Am 1.Oktober 1899 schied die 1.Feld-Abt.des FAR9 aus dem Verband es alten Regiments aus, um als 1.Abt. in das in Rendsburg neu zu bildende FAR45 überzutreten" Die II.Abt. bildete sich wie folgt: Die 4./9 wurde am 2.10.99 die 4./45 in Altona-Bahrenfeld Die 5./9 wurde am 2.10.99 die 5./45 in Altona-Bahrenfeld Die 6./9 wurde am 2.10.99 die 6./45 in Altona-Bahrenfeld
Ich fasse mal für mich zusammen: 1899 war ein Scheidejahr für die Artillerie. Bis dahin hatte das Korps eine Artillerie Brigade mit zwei Regimentern mit jeweils 3-4 Abteilungen. Ein Regiment galt als Divisionsartillerie, ein Regiment als Korpsartillerie. 1899 "kalbten" dann diese Brigaden und Regimenter im Zuge einer großen Heeresvermehrung. Jeder Division wurde eine eigene Artilleriebrigade mit zwei Regimentern a 2 Abteilungen unterstellt. Für das IX. Armeekorps galt: Die 18. Division erhielt die 18. FA Brigade mit den Artillerieregimentern 9 und 45. Der 17. Division unterstand die 17. FA Brigade mit den Regimentern 24 und 60. Die Umgliederung war bis Ende 1899 abgeschlossen. Das Lager Lockstedt war der Übungsplatz des IX. AK. Eine Zusammenführung der neu zusammengestellten Artillerieeinheiten unter ihren neuen Kommandeuren auf dem Übungsplatz wäre also vorstellbar. Zum Bild: Der Unteroffizier trägt offenbar Reithosen (Innenseiten der Hosen mit Leder verstärkt). Die Nummer auf den Schulterklappen ist vermutlich 2 Stellig. Keines der Regimenter 45,60 oder 24 verfügte über eine reitende Abteilung. Frage: Wie sah die Uniform der Feldartilleristen aus. Trugen sie Reithosen mit Lederbesatz?
Noch etwas zu Fotografen Vahlendick. http://werner0304.alfahosting.org/wordpress/?page_id=1545 "1899 eröffnete Vahlendick eine Filiale in der Gemeinde Winseldorf im Lockstedter Lager. Die dort in Garnison liegenden Soldaten bildeten eine stabile Kundenschicht. 1912 verkaufte Detlef Vahlendick die Niederlassung an den Photographen Ludwig Wahrmann." Also vermutlich ein Foto aus der ersten Periode seines Schaffens in Lockstedt.
Hallo Thomas! Soweit alles richtig. Wie gesagt, das Regiment hatte keine "Reitende Abteilung", d.h. heißt aber nichts anderes, daß sie keine Abteilung hatte, die im Kriege den Kavalleriedivisionen zugeteilt wurden. Aber auch die "Fahrenden Abteilungen" hatten ja Pferde. Die Berittenen Soldaten dieser fahrenden Abteilungen trugen genau wie die reitende Abteilungen Stiefelhosen mit Lederbesatz. Die Reithose wurde mit AKO vom 19.5.1870 eingeführt. Diese Hosen, die auch von Ulanen und Dragonern benutzt wurden, trugen nach 1874 neben den Berittenen auch alle Unteroffizierdienstgrade, Trompeter sowie Fahrer der gesamten preußischen Feldartillerie und nach 1890 alle Mannschaften von Regimentsstäben, denen reitende Abteilungen unterstellt waren. ("Die deutsche Artillerie", Herr, Nguyen, Verlag Militaria) Hier noch einige Berittene. 1) Reitende mit Reithose und Drillichhose vom FAR43 2) Berittener vom bayer. 2. oder 11. FAR
Vahlendick war seit den 1860er Jahren in Schleswig-Holstein niedergelassener Fotograf. Seine Familie unterhielt Niederlassungen in Kellinghusen, Lockstedt-Lager, Schleswig und Braunschweig. D.
Moin Andreas, Prima Fotos. Der Unteroffizier war also ein berittener Feldartillerist. 18. FABr scheidet aus wegen 2stelliger Nummer auf der Achsel (kein AR 9) und roter Achselklappe (kein FAR 45) Bleibt also nur 17. FABr Regimenter 60 oder 24. Richtig?
Für das FAR 60 gilt das Gleiche wie für das FAR 45. Die Soldaten hatten zudem eine Chiffre auf der Schulter. Habe ein Foto davon erst jüngst eingestellt. D.
Hab Dir gerade den Bredow-Wedel geschickt. Formationsgeschichte pur. Allerdings Stand 1905. Sonst ist alles drin, was Du brauchst.
Besten Dank Andreas! Mir fehlt vor allem der uniformgeschichtliche Input. Und die hervorragenden Bücher von Herr und Nguyen kann ich mir nicht alle leisten. Rest gibt da keinen nennenswerten Rabat
Da es ja um meine "Home Zone" geht, klink ich mich auch mal mit ein. Ich kann allerdings den Ausführungen von Klaas und Andreas nichts hinzufügen, wie immer super! Dafür habe ich zum Lager selbst noch eine kleine Info. In Hohenlockstedt gibt es ein kleines Heimatmuseum mit einer Homepage. Dort findet man einen knappen Abriss der Geschichte. Auch die Ausbildung der finnischen freiwilligen ist ein interessantes Stück Zeitgeschichte. Hohenlockstedt wird übrigens immer noch regelmäßig von Finnen besucht und die Freundschaft gepflegt. Ich möchte auch gerne noch ein Bild beitragen, eine ziemlich gemischte Truppe. Beschriftung: Zur Erinnerung an meine Lockstedter Zeit 10.04.1916
Schönes Bild!!!! Der dritte von rechts sitzend dürfte eine Kriegsverdienstmedaille Lippe-Detmold tragen.