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Militärhistorisches Museum Dresden

Dieses Thema im Forum "Fahr mal hin......." wurde erstellt von Red Baron, Mai 24, 2017.

  1. Red Baron

    Red Baron Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser

    Eigentlich sollten hier Reiseziele stehen, welche wirklich lohnenswert sind. Es gibt aber auch Ziele vor denen man warnen kann. Das MHM in Dresden ist so ein Ziel.

    Nachdem ich 1988, noch zu DDR-Zeiten, das Museum in Dresden als Wessi besichtigt hatte, konnte ich es endlich mal nach Wende und Umbau selbst besichtigen. Mir waren aus dem Internet bereits die schrecklichsten
    Berichte untergekommen, aber man muss sich trotz dieser Kritiken selbst ein Bild machen. Was soll ich sagen: Es war noch viel schlimmer, als ich es erwartet habe!!!

    Die Form der Museumpädagogik ist völlig in die Hose gegangen. Das Museum wirkt leer, völlig unübersichtlich und die Exponate sind größtenteils ohne Zusammenhang. Es fehlt ein roter Faden, der sich durch das Museum
    zieht.

    Betrachten wir die Ausstellung „Tiere im Krieg“. Angeführt von einem Elefanten stehen ohne Zusammenhang Löwe, Ziegenbock, Hund usw. in Reihe. Erklärungen ? So gut wie nichts! Statt den Elefanten als Kampfelefanten der Frühzeit
    darzustellen, soll er ein Zootier darstellen, welches nach 1945 in Dresden Trümmer beseitigt hat. Man hätte ja auch auf Hunde als Meldetiere und Brieftauben als Nachrichtenübermittler eingehen können. Und vor allem hätte man
    die immense Bedeutung der Pferde als das wichtigste Tier in der Kriegsgeschichte eingehen können. Man hätte das Leid der Tiere darstellen können und das Pferde millionenfach während der verschiedensten Kriege gestorben sind. Nichts von alle dem! Da Lob ich mir dann das Memorial in Verdun, das den Pferden und ihre Leid in umfassender Breite gedenkt. Und warum eine Kreuzotter auf den Ausstellungspanelen festgetackert wurde, bleibt das Rätsel der Kuratoren.

    Ein rostiger LKW (siehe Bild) steht mitten im Raum. Außer dem Schild „Bitte nicht berühren“ kein Hinweis, was das Exponat soll.

    In einer zehn Meter langen Vitrine stehen ohne Zusammenhang irgendwelche Gegenstände mehr oder weniger militärischen Hintergrunds. Aber warum steht dort eine DVD-Hülle mit dem Titel „Graf Porno bläst zum
    Zapfenstreich“?

    In manchen Stockwerken stehen Vitrinen so eng aneinander im Block (siehe Bild), das man nur als Einzelperson zwischen den Vitrinen (Abstand 80cm) hindurch kann. Die Betrachtung der Exponate ist erschwert; bücken in dem
    schmalen Gang nicht möglich.

    Manche Exponate sind einfach nicht beschrieben. Da liegt eine Fliegerfaust als Bodenfundstück herum, aber keine Information dazu. Man muß also Spezialist sein, um diese Rarität als solches zu erkennen. Andere Beschriftungen sind fehlerhaft. Manche Vitrinen sind sehr groß, etwa fünf Meter breit. Inhalt ein kleines Foto der Kapitulation in Karlshorst, ein deutscher Stahlhelm und eine Holztür (siehe Bild). Zusammenhang? Erklärung? Warum? Fehlanzeige!

    Mal was Positives: gezeigt wird auch ein Spind aus BW- und NVA-Zeit. Beide sind vergleichend angelegt. Na also, es geht doch, wenn man will.

    Aber mir scheint, als ob man gar nicht will. Es ist den Kuratoren wohl eher peinlich, in einem Militärhistorischen Museum zu arbeiten. Und genau das merkt man an allen Ecken und Enden. In den meisten Vitrinen sind Gegenstände
    ohne Sinn und Verstand kombiniert. Die Themen werden nicht genutzt um Militärhistorik zu vermitteln, sondern eher um zu verwirren. Dabei gibt es moderne Museumspädagogik in unseren Nachbarländern, die genau das kann. Das
    1870/71 Museum in Gravelotte kann dies in ausgezeichneter Form. Und es verherrlicht in keiner Weise das Gemetzel. Oder auch das neugestaltete Memorial in Verdun ist ein gutes Beispiel, wie man es richtig macht.
    Diese Angst in Dresden, irgendetwas falsch zu machen, zieht sich durch das gesamte Museum. Der Grundtenor: Schaut her liebe Welt, wir geisseln uns täglich wegen unseres Militarismus. Diejenigen, die für dieses Konzept verantwortlich sind sollten lieber ein „Teddybärenwerfer-Museum“ konzipieren. Hier in Dresden sind sie völlig fehl am Platz.

    Beim Hinausgehen fragte ich noch einen Mitarbeiter, warum das Museum so leer sei. Die Antwort: Sonst müsste man sich ja den ganzen Tag drin aufhalten! Meine Antwort: Der Louvre in Paris ist so groß, das man sich den
    ganzen Tag drin aufhalten muss. Und genau das wollen die Leute!

    Fazit: Das MHM in Dresden ist ein Museum, das man eigentlich nicht will.


    Gruss

    Andreas
     

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  2. nonsolicedit

    nonsolicedit Aktives Mitglied AbzeichenUser

    Wenn ich mir die Vitrinen da so ansehe , besonders die mit Stahlhelm etc aber auch die mit den Prothesen....dann erinnert mich das mehr an moderne Kunst als an alles andere - und die versteh ich auch nicht :(:confused:
     
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  3. fuchsi

    fuchsi Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Danke.
    Ich hatte mir das bisher gespart, weil mir schon der äußerliche Umbau nicht zusagt.
    Da verbringe ich liebe meine Zeit mit den Enkeln.
    Sieht wirklich mehr nach einer verspäteten DDR Kunstausstellung aus - aber die waren auch immer mehr oder weniger chaotisch......
    Danke für den Beitrag und die Zeit die ich mir gespart habe.
    Grüße
     
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  4. Amberg

    Amberg Super-Moderator z.D. / Sponsor AbzeichenSumo AbzeichenSponsorNeu

    Moin,
    das ist wohl die zutreffendste Beschreibung für dieses Horrorkabinett, die ich bisher gelesen hab'. Ich könnte die Liste mit fehlenden und falschen Beschreibungen der Ausstellungsstücke noch ein ganzes Stück fortführen. Aber das lass ich lieber, sonst versau' ich uns nur den Tag.
    Ich musste mir diese Gruselausstellung (von der Architektur red' ich mal besser erst gar nicht) schon zwei mal antuen, weil Sammlerkollegen aus den USA unbedingt rein wollten.
    Wenn ich dann noch drüber nachdenk', dass das von unseren Steuergeldern bezahlt wurde/wird, dann könnt ich echt k......!
    Gruß
    Wolfgang
     
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  5. Alpenkorps1915

    Alpenkorps1915 Moderator Mitarbeiter AbzeichenMod

    Hallo Andreas,

    danke für deinen Bericht. Ich war schon mehrfach im MHM und kann deine Kritik nur bedingt teilen. Ich stimme dir zu, dass man leider bei manchen Exponaten etwas ratlos davorsteht, weil die Ausstellung nicht so ganz schlüssig ist. Ebenso interessiert mich weniger die an ein Kunstmuseum erinnerende Ausstellungsweise in den oberen Etagen, die doch sehr modern gehalten und für mich gewöhnungsbedürftig ist. Ebenso sagt mir der "Keil" nicht wirklich zu, denn man hätte das alte Arsenalgebäude äußerlich auch in seinem Zustand belassen können und nur innerhalb einen Umbau vornehmen können.

    Was ich hingegen nicht fair finde, ist das du fast nur mit negativ Beispielen aufwartest und gerade einmal die Gegenüberstellung von BW und NVA (wobei mir letztere schon unterrepräsentiert scheint, ohne das ich jetzt die NVA glorifizieren will) nennst. Du sprichst von Museumspädagogik und unterschlägst die vielen interaktiven Stationen, gerade in der 2. Etage wo die Zeitalter der Weltkriege meines Erachtens gut dargestellt werden. Ich finde es gerade für Schüler wichtig, dass man auch mal etwas anfassen darf, z.B. mal einen vollgepackten "Affen" aufsetzten um sich ein Bild davon zu machen, wie schwer die Soldaten beladen waren. Dazu wird den Kindern auch das Thema Ernährung im Krieg und andere Dinge beigebracht. Die Station, an der man den Geruch des Schützengrabens riechen kann, finde ich auch klasse. Wo gibts sowas sonst? Zudem gibt es im MHM viele Veranstaltungen für Schulklassen und Kinder, hier also von verfehlter Museumspädagogik zu sprechen, nur weil die Präsentation nicht an allen Stellen perfekt ist, halte ich für falsch. Und, fehlerhaft beschriftete Exponate gibt es auch in anderen Museen.

    Zudem, die Erste und Zweite Etage, auf der vom Mittelalter bis in die Gegenwart militärische Konflikte dargestellt werden ist vollgepackt mit Ausstellungsstücken. Klar mehr geht immer, aber das MHM mit Gravelotte und Verdun (habe beide Museen besucht und finde sie sehr gut!) zu vergleichen hinkt schon etwas. Warum? Die Museen konzentrieren sich auf eine einzige Schlacht, d.h. der Sammlungs- und Ausstellungsfokus ist von vornherein auf einen engen Kreis beschränkt. Was mir in Gravelotte gut gefallen hat ist, dass man dort auch noch auf die Zeit eingegangen ist, in der Elsass/Lothringen zum Deutschen Reich gehörte. Dennoch bleibt es regional begrenzt. Das MHM in Dresden zeigt hingegen ganze Epochen an deutscher Militärgeschichte. Ich kenne genug Leute die sich viel mehr "Großgerät" in der Ausstellung wünschen bzw. noch mehr Exponate. Nur wo fängt man an und wo hört man auf? Da sind wir wieder bei dem obigen Punkt, nicht alles was in Dresden gezeigt wird gefällt den Leuten (mir auch nicht). Aber ich finde, dass Museum vollkommen zu verreißen, ist auch nicht ok. Zur Kaiserzeit und dem 1. WK werden durchaus interessante Sachen gezeigt (z.B. eine MP 18, Gaede Helm, Grabenpanzer etc.), ein Teil von Max Immelmanns Nachlass wird auch in der Ausstellung präsentiert.

    Das man sich mit der Präsentation des 2. WK dort zurückhält kann ich verstehen, die Nazikeule wird nur all zu schnell geschwungen.


    Noch was zum Schluss, 2014 hat man in einem Nebengebäude einen Teil des Kilianstollens aus dem Elsass aus dessen Originalteilen rekonstruiert und so den Grabenkrieg bis zu einem gewissen Punkt erlebbar gemacht. Ich war damals dort und muss sagen, dass die Ausstellung gelungen war, vor allem weil der Stollen begehbar war und etliche Bodenfunde, sowie Technik und Uniformen aus dem 1. WK gezeigt wurden (siehe Bilder).

    Wer dennoch mal einen Abstecher zum MHM machen will, dem empfehle ich zum "Tag der offenen Albertstadt" nach Dresden zu fahren. Ist immer ein Sonntag Ende Oktober. Der Eintritt ins MHM ist dann frei und auch die Halle, in der das "Großgerät" steht, ist dann offen. Lohnt sich also ...

    Zum Schluss die Frage an alle, die dort waren und es nicht mochten: Wie würdet ihr denn das Museum aufziehen, bzw. wie sollte man nach eurer Meinung deutsche Militärgeschichte zeigen? Meckern kann man ja immer erst mal, aber Gegenvorschläge habe ich bisher nur selten gehört. Vielleicht hier? :)

    Ehe noch einer denkt, ich arbeite dort, nein tue ich nicht. Allerdings finde ich, man kann ja mal drüber diskutieren ;)

    Gruß Immanuel
     

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    Zuletzt bearbeitet: Mai 25, 2017
  6. Alpenkorps1915

    Alpenkorps1915 Moderator Mitarbeiter AbzeichenMod

    Weitere Bilder von 2014
     

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  7. Alpenkorps1915

    Alpenkorps1915 Moderator Mitarbeiter AbzeichenMod

    und der Rest
     

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  8. Landstürmer

    Landstürmer Sehr aktives Mitglied / Sponsor AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Ich kann nur sagen: "Eierhandgranate"
     
  9. Alpenkorps1915

    Alpenkorps1915 Moderator Mitarbeiter AbzeichenMod

    ;) die lag aber rechts. Links sind Behilfs HG aus Papier zu sehen ... ist das jetzt eine falsche Bezeichnung? Laut Duden gibt es das Wort.
     
    Zuletzt bearbeitet: Mai 25, 2017
  10. Amberg

    Amberg Super-Moderator z.D. / Sponsor AbzeichenSumo AbzeichenSponsorNeu

    Moin Immanuel,
    da bei mir gleich das große Fre.. ähm Grillen angesagt ist, erst mal nur eine kurze Antwort.

    Wenn man sich erst mal die Definition eines Museums lt. "Deutschem Museumsbund" anschaut, und dann noch betrachtet, was Otto Normalbürger unter einem Museum versteht, darf sich Dresden nicht als "Museum" bezeichnen. Bestenfalls Ausstellung, Sammlung....., aber nicht Museum.
    In einem Museum stehen Wissenschaft, Forschung und Erhaltung von (kultur-) historisch bedeutsamen Gegenständen im Vordergrund. Egal, ob es Gemälde, Mumien, Skulpturen, Waffen oder sonstwas sind.
    Für einen Sammler, Forscher ...... ist Dresden eine einzige Katastrophe.

    Auch die Sache mit dem vollgepackten "Affen" halte ich für äußerst bedenklich. Stell Dir mal vor, die Kinder und Eltern merken irgendwann, dass die Büchertasche unserer ABC-Schützen wesentlich schwerer ist als der "Affe" eines Schützen im 2.WK. ;-)

    Bis später
    Gruß
    Wolfgang
     
  11. Alpenkorps1915

    Alpenkorps1915 Moderator Mitarbeiter AbzeichenMod

    Hi Wolfgang,

    freue mich auf deine ausführliche Antwort, zu deinen beiden Argumenten:

    1) Wissenschaft und Forschung gibt es im MHM (wird genug zum unterschiedlichen Themen von deren wiss. Mitarbeitern publiziert). Wenn du Forscher bist, dann kannst du z.B. auch in deren Bibliothek und auch andere Sammlungen benutzen, war selbst dort und habe mir den Teilnachlass an Immelmanns Briefen angesehen, war kein Problem nach vorheriger anmeldung. Dein Argument, warum DD kein Museum ist, verstehe ich nicht. Dann dürfte sich ja jedes Kunstmuseum, das z.B. moderne Kunst zeigt, auch nicht Museum nennen, nur weil ich darunter nichts Sammelwürdiges verstehe, weil mir der Zugang zu moderner Kunst fehlt.

    2) der "Affe" wird im Bereich 1. WK gezeigt und wiegt einige Kg. Erklär mir bitte mal, was daran bedenklich ist, ich kann auch hier deinem Argument nicht folgen, sorry.

    Schließlich, was würdest DU anders machen/sehen wollen?!

    Gruß Immanuel
     
  12. Landstürmer

    Landstürmer Sehr aktives Mitglied / Sponsor AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Damals lautete die richtige Bezeichnung Eihandgranate. Z.B. Eihandgranate 17. Damals legte man noch Wert auf fachlich richtige Aussagen. Eine Eierhandgranate müsste also wegen der Mehrzahl aus mindestens zwei eiförmigen Granaten bestehen. Die Schludrigkeit findet nun also auch im Duden Einzug. Ist so wie Kilometer pro Stunde. Nun auch Stundenkilometer genannt.
    Die Experten in einem Museum müssten aber nach meiner Meinung die richtige Bezeichnung verwenden.

    Gruß
    Wolfgang
     
  13. Deichkind

    Deichkind Super-Moderator / Ehrenmitglied Mitarbeiter AbzeichenSumo

    Hallo Wolfgang,
    das ist dann aber kein neues Phänomen. Im mehrbändigen Meyers-Konversationslexikon von 1938 (!) steht unter dem Stichwort Handgranate ebenfalls "Eier-Handgranate".
    Deichkind
     
  14. Amberg

    Amberg Super-Moderator z.D. / Sponsor AbzeichenSumo AbzeichenSponsorNeu

    Moin,
    Da die ganze Angelegenheit auch einen politischen Hintergrund besitzt, werde ich mich natürlich trotzdem bemühen mich an die Spielregeln des Forums zu halten. Solche Diskussionen sind immer ein gefährliches Pflaster, weil man schnell jemandem auf die Füsse treten kann.

    Die Sache mit dem Tornister und den ABC-Schützen war eher als Seitenhieb auf unsere Bildungspolitik gedacht. Denn wenn ich sehe was die Zwerge so alles in die Schule mitschleppen müssen und dann so einen Schulranzen hochhebe, dann kann kein großer Unterschied zu einem vollbepackten Tornister eines Soldaten aus dem 1. oder 2. WK sein. Eltern, Lehrer und Politiker sollten sich mal überlegen was sie unseren Kleinen da zumuten.
    Wo nur die ganzen Haltungsschäden der Kinder und Jugendlichen herkommen? ;-)

    Dresden:
    Nach Auffassung des Deutschen Museumsbunds von 1978 darf ein öffentliches Museum keine kommerzielle Struktur aufweisen (dies gilt jedoch nicht für Privatmuseen), muss fachlich geleitet und wissenschaftlich betreut werden und eine wissenschaftliche Sammlung führen. Im Zentrum muss stets das originale Objekt stehen. Hieraus folgt, dass zum einen einmalig eingerichtete Dauerausstellungen, zum anderen Ausstellungen mit überwiegendem Multimedia-Einsatz, aber auch Ausstellungshallen ohne eigene Sammlungsbestände nicht als Museen verstanden werden dürfen.

    Aus Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Museum

    Die fehlende wissenschaftliche Betreuung der Ausstellung von originalen Objekten und der in meinen Augen übertriebene Einsatz von Multimedia in Dresden steht dazu im Widerspruch. Also alleine schon per Definition des Deutschen Museumsbundes ist die Bezeichnung Museum somit fragwürdig.

    Dass im Hintergrund natürlich wissenschaftlich gearbeitet wird steht außer Frage. Ich beschränke mich bei meinen Beschwerden auf die Ausstellung.

    Einige der ausgestellten Stücke sind fachlich (wissenschaftlich) falsch oder in falschem Zusammenhang dargeboten.

    Eine Ausstellung in einem Militärhistorischen Museum sollte fachlich korrekt und im richtigen Zusammenhang aufgebaut sein, so dass auch ein Sammler, Forscher usw. seine Freude an den gezeigten Stücken hat. Ein Durchschnittsbürger bemerkt die Fehler eh nicht. Aber genau das ist das Problem. Dem Bürger wird auch hier ein Mischmasch aus Halbwahrheiten präsentiert und keiner beschwert sich darüber. So wie in vielen anderen Bereichen leider auch.

    Diese Einrichtung in Dresden ist abgestimmt auf einen fachlich unwissenden und unkritischen Besucher, der sich von den bereitgestellten Medien ebenso einlullen lässt, wie zuhause auf der Couch beim nachmittäglichen Hartz-IV-TV.

    Dass eine solche Einrichtung natürlich trotzdem seine Daseinsberechtigung hat, sieht man an den Besucherzahlen und den wenigen Beschwerden.
    Beschwerden sind aber auch wieder gefährlich, denn es handelt sich um eine staatliche Einrichtung. Wer sich aber über eine staatliche Einrichtung beschwert, beschwert sich über den Staat und somit .......

    Wünschenswert wäre m. E. nach eine Kombination aus einer wissenschaftlich korrekten Ausstellung und einem separaten Bereich für Multimedia und als „Spielplatz“ für Schulklassen usw. Dann kann jeder mal einen Stahlhelm aufsetzen oder sich einen Tornister auf den Buckel klemmen und der fachlich (wissenschaftlich) Interessierte kann sich an den Exponaten erfreuen.

    Gruß
    Wolfgang
     
    Zuletzt bearbeitet: Mai 25, 2017
  15. Alpenkorps1915

    Alpenkorps1915 Moderator Mitarbeiter AbzeichenMod

    Hallo Wolfgang,

    danke für deine Ausführungen. Gleich zu Beginn, wir leben in einem demokratischen Rechtsstaat (bitte keine Dikussionen über das Thema), daher bin ich der Meinung, dass man sachlich zu allem seinen Meinung äußer kann und schlussendlich auch ein staatliches Museum kritisieren darf, sofern die Argumente stichhaltig sind.

    Ich finde deine Meinung bzgl. der Wissenschaftlichkeit ziemlich harsch! Ich will dir nichts unterstellen, aber du gibst mir den Eindruck, dass du vom "Fach" kommst, d.h., dass du genau weißt wie eine wissenschaftliche Sammlung nebst wissenschaftlicher Betreuung aussehen muss. Ich weiß es nicht, kann natürlich sein, dass du auf dem Gebiet arbeitest. Wenn nicht, würde ich mich mit soetwas eher zurück halten. Ich als Historiker kann jedenfalls nicht behaupten, dass ich wüsste wo in Dresden auf wissenschaftlicher Basis Fehler in der Sammlung gemacht werden und wo nicht. Zudem, wieso schreibst du das wort "original" fett? Werden dort denn Repliken in den Vitrinen gezeigt?

    Multimedia hält sich meiner Meinung nach im MHM auch sehr zurück, es gibt nur ganz wenig Medienstationen, in anderen Museen ist das weitaus präsenter. Das Spiel mit den Worten im Eingang ist gewöhnungsbedürftig, aber nicht an jeder Ecke steht dort bei den Exponaten ein Bildschrim auf dem etwas gezeigt wird. Oder was verstehst du unter Multimedia?

    Wenn ich deine Kernkritik richtig verstehe, dann ärgert es dich, dass manche Exponate nicht richtig bezeichnet sind, oder zu wenig gezeigt wird, bzw. im falschen Kontext?! Ich stimme dir zu, dass es auf jeden Fall nicht sein sollte, dass Exponate falsch oder schlecht beschriftet sind. Dafür arbeiten in einem Museum wie dem MHM die Experten. Alles andere ist Ansichtssache. Denn du musst ja das ganze auch mal von der Warte aus sehen, dass wir als Sammler/Interessierte/Experten nur eine kleine Zahl darstellen, im Vergleich zu den meisten Besuchern. Demnach sind wir auch nicht die Zielgruppe, was ich verständlich finde. Wieso sollte der "Normalbesucher" auch die Ausstellung kritisieren, wenn er/sie das Museum sich nur einmal ansehen will und evtl. gar nicht das Hintergrundwissen hat? Klar, ein Museum hat einen Bildungsauftrag, keine Frage, daher sollten die Informationen stimmen. Aber wie man die Ausstellungen inhaltlich gestaltet und welche Konzepte man verfolgt, kann doch ein Museum selbst entscheiden, oder nicht?

    Das MHM hat seit März einen neuen Kommandeur, vielleicht fährt der ja einen anderen Kurs als sein Vorgänger Prof. Dr. Oberst Rogg, wer weiß.

    Gruß Immanuel
     
    Zuletzt bearbeitet: Mai 25, 2017
  16. kontingentstruppen

    kontingentstruppen Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser

    Vorweg.
    Ich kannte das alte Museum seit 1989. habe es mehrmals besucht in den Jahren.

    Ich war in der letzten Zeit ein paar Mal in Dresden und hätte die neue Ausstellung ansehen können - habe ich mir aber aufgrund der ganzen negativen Besucherberichte in diversen Foren erspart.

    Das Museum in Rastatt war früher auch mal ein tolles Museum.
    Besonders die Alte Armee wurde hervorragend dargestellt.

    Dann kam der große Umbruch ( überspitzt : wo früher hunderte Exponate ausgestellt waren, steht nur noch der Helm von Kaiser Wilhelm I. um den preuß. Militarismus darzustellen oder was auch immer )
    Das Ergebnis war , ich bin meist der einzige Besucher in diesen großen Museum -

    ( Meine Leute wohnen da und ich gehe fast bei jedem Besuch ins Museum , es werden relativ viele Sonderausstellungen gezeigt)

    In den letzten Jahren rudern sie wieder zurück , nach und nach werden tolle Ausstellungen aufgebaut , z. B. die Blankwaffen-, die Rangabzeichen -usw.
    Vielleicht haben sie doch etwas bemerkt ???

    Gruß


    Richard

    Museum Alter Flakleitstand
     
    Zuletzt bearbeitet: Mai 25, 2017
  17. Amberg

    Amberg Super-Moderator z.D. / Sponsor AbzeichenSumo AbzeichenSponsorNeu

    Moin,
    nur noch eine kurze, letzte Anmerkung zu meiner Abneigung gegenüber dem MHM.

    Wenn ich mit meinen Enkeln in den Streichelzoo um die Ecke gehe, dann stört es mich nicht, dass Hühner und Tauben durch Verabreichung von Lebensmittelfarbe bunte Federn haben. Was für eine Rasse die armen Viecher sind, interessiert mich erst mal auch nicht. Gehe ich aber in einen richtigen Tiergarten/Zoo, dann erwarte ich mehr als ein Schild "Großkatze" vor dem Tigergehege. Das gleiche im botanischen Garten. "Baum" auf dem Hinweisschild reicht mir da nicht.
    Bin ich aber im MHM und sehe einen Karabiner, der aus Restteilen nach dem Krieg in der Tschechoslowakei zusammengebaut wurde um dann später überarbeitet und abgeändert nach Israel verscherbelt zu werden mit einem Schild "Karabiner der deutschen Wehrmacht", dann rollen sich mir die Zehennägel hoch. Aber damit soll ich mich kritiklos abfinden!?
    Selbst wenn man sich ein Museum/eine Ausstellung mit modernen Gemälden anschaut, dann findet man i.d.R. immer ein Schild mit Erklärungen dazu.
    Wer, wann, wo und was es darstellen soll. Ob man dann nachvollziehen kann, was es darstellen soll spielt keine Rolle. Es zählt nur, was der Künstler sich dabei gedacht hat.
    Gleiches gilt für ein militärhistorisches Museum. Das was auf dem Schild steht sollte stimmen und es sollte zu jedem Exponat eines da sein.
    Danke
    Gruß
    Wolfgang
     
  18. Landstürmer

    Landstürmer Sehr aktives Mitglied / Sponsor AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Zu Beitrag 6
    Also die gezeigten Ersatzhandgranaten sind ja wohl eindeutig Replikas. Die Rohre sind neuwertig und sehen aus wie frisch aus dem Baumarkt. So etwas gehört einfach nicht in ein staatliches Museum. Keiner kommt auf die Idee in der Berliner Gemäldegalerie eine Kopie von Rembrandts Bildern aufzuhängen.

    Gruß
    Landstürmer
     
  19. Alpenkorps1915

    Alpenkorps1915 Moderator Mitarbeiter AbzeichenMod

    Hallo Wolfgang,

    ich habe ja nicht behauptet, dass du das kritiklos hinnehmen musst. Ich gehöre dann wohl zu den Leuten, die davon keine Ahnung haben, denn ich würde es dem Karabiner nicht ansehen. Ansonsten teile ich deine Meinung.

    Ebenso bei den Ersatzhandgranaten, wobei ich sagen würde, die ganz links sieht zeitgenössisch aus, die ganz rechts nicht. Mehr kann ich dazu nicht sagen.


    Gruß Immanuel
     
  20. Red Baron

    Red Baron Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser

    Als Themenstarter und Kritiker des MHM in Dresden habe ich natürlich klare Vorstellungen von einem Museum, welches sich „Historisch“ auf seine Fahnen schreibt. Meine Vorstellung hierzu beruht aus vielen vergleichenden Besuchen von Militärmuseen in ganz Europa. Ich habe viele gesehen, davon waren einige schlecht und andere wiederum sehr gut gemacht.
    Ich stelle mir mehrere Möglichkeiten vor, wie man ein Militärhistorisches Museum aufbauen könnte.

    Will man die Historie in den Vordergrund stellen, dann kann ich die Entwicklung von Uniformen, Ausrüstungsgegenständen und Technik in den Vordergrund stellen. Hierzu muss ich nicht jede Armee heranziehen, sondern beschränke mich auf die eigene Geschichte. Also wäre z.B. thematisch die Entwicklung vom Mittelalter bis zur Neuzeit interessant. So könnte ich u.a. die Entwicklung von Gewehren darstellen und technische Lösung in ihren Vor- und Nachteilen – auch im Vergleich zum Ausland – zeigen. Die Entwicklung des Transportwesens, die Nachrichtenübermittlung, usw. Allein der Wettlauf zwischen Artillerie und Festung ist sehr spannend, wenn man es denn zu erzählen weiß. Militärtechnik ist immer der Wettlauf zwischen Waffensystem von verfeindeten Staaten. Das ist ungemein spannend zu erzählen. Ich könnte auch den Soldaten selbst in den Vordergrund stellen und was jeder zu seiner Zeit zu ertragen hatte.

    Ich hätte auch ein MHM positiv gefunden, dass sich ausschließlich auf die Entwicklung nach 1945 ausgerichtet hätte. Also ein vergleichendes Bw/NVA-Museum. Ansätze sind ja zu sehen, aber die Art und Weise… Da hat man es einfach nicht gerissen.

    Das MHM versucht sich ja mit einzelnen Themenbereichen. Das ist auch eine machbare Möglichkeit. Aber dann müssen es entweder weniger Themen sein, aber dafür ausführlicher. Als gutes Beispiel dient das Thema „Tiere im Krieg“. Eine Aufstellung von Tiere im MHM wie in einem Naturkundemuseum ist völlig daneben. Dann zeige ich doch lieber etliche Pferde, die in unterschiedlichen Aufgabenbereichen eingesetzt wurden: als Zugtiere und als Tragtiere. Auch hier könnte man das Ganze in seiner historischen Entwicklung zeigen. Es wäre hochinteressant!
    Wie gesagt: ich rätsele immer noch über die Kreuzotter. Wurde sie von den Faschisten/Kommunisten/Alliierten/Außerirdischen/Ökos zum Beißen der gegnerischen Soldaten abgerichtet? Was soll dieser Schwachsinn?

    In einem Flugzeugmuseum erwarte ich Flugzeuge, in einem Panzermuseum erwarte ich Panzer. Hier im MHM sind aber Gegenstände wahllos zusammengestellt worden, die aus ihrem Zusammenhang gerissen wurden. Warum stellt man in einer Ecke Beobachtungsschnecke, Gruson’scher Fahrpanzer und Splitterschutzzellen zusammen? Das Ganze mehr oder weniger unkommentiert. Da fällt mir wirklich nichts mehr ein. Der Besucher sieht es, kann es aber nicht richtig zuordnen. Und das zieht sich eben durch das ganze Museum.

    Gruss

    Andreas
     
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