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? War der Angriff auf Frankreich wirklich nötig

Dieses Thema im Forum "Schnell gefragt" wurde erstellt von eisenbahn.tv, Jan. 25, 2018.

  1. eisenbahn.tv

    eisenbahn.tv Sehr aktives Mitglied / Sponsor AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Hallo,

    War der Angriff auf Frankreich wirklich nötig? Ja, Frankreich war Verbündeter des Feindes also der Kriegszustand zumindest eine Formalie.

    Die deutsch-französische Grenze war ja sehr gut gesichert / ausgebaut. (Deswegen ja auch der deutsche Angriff via Belgien). Das bedeutet aber doch auch, dass Frankreich seinerseits auch kaum Chancen gehabt hätte, Deutschland an der direkten Grenze erfolgreich anzugreifen. Hätte Frankreich von sich aus wirklich angegriffen?

    Es ist mir schon klar, dass die Idee des Schlieffenplans war, Frankreich so schnell zu besiegt zu haben, bevor Russland seine volle Wehrkraft am Start haben hätte können und unter dieser Annahme Deutschland sofort zuschlagen "musste".

    Trotzdem beschäftigt mich das Gedankenspiel, was gewesen wäre, wenn man Frankreich einfach nur formal den Krieg erklärt hätte, aber nichts weiter unternommen hätte...

    Was meint Ihr?
     
  2. Ruhrpottpreuße

    Ruhrpottpreuße Administrator / Sponsor Mitarbeiter AbzeichenAdmin AbzeichenSponsorNeu

    Zuletzt bearbeitet: Jan. 26, 2018
    Rheinland gefällt das.
  3. Charlie

    Charlie Super-Moderator / Sponsor Mitarbeiter AbzeichenSumo AbzeichenSponsorNeu

    Du hast eine Frage gestellt! aber eine sehr interessante. Die damaligen Bundnisse waren dermassen kompliziert, voll mit wenn und aber.

    Weitere Entwicklungen wären von den Verbundeten Deutschlands und Frankreichs abhängig gewesen. Hätten Russland, Österreich-Ungarn und Italien, falls es eskalierte, vorsichtshalber auch mobilgemacht? Groß Britannien war zwar mit Frankreich und Russland verbunden aber war an dem gegenseitigen Verteidigungpakt nicht verbunden und dürfte ihrer eigene Aussenpolitik führen und hatte nur Verpflichtungen wenn die Neutralität Belgiens verletzt wurde.

    Ein Angriff über die Grenze wäre für beide Seiten zu verlustreich gewesen? In Nachhinein vielleicht wären die Verluste nicht anders gewesen. Wäre ein „Kaltenkrieg“ entstanden? Meiner Meinung nach, gut möglich.
     
  4. Ruhrpottpreuße

    Ruhrpottpreuße Administrator / Sponsor Mitarbeiter AbzeichenAdmin AbzeichenSponsorNeu

    Ein interesantes Buch (das ich übrigens wärmstens empfehlen kann!), in dem auch einiges dazu zu finden ist, ist:
    "Die Schlafwandler" von Christopher Clark:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Schlafwandler_(Sachbuch)
    Desweiteren bin ich der Ansicht, daß man den Balkan nicht vernachlässigen darf.
    Meistens werden die Bündnisse auf die West- und Ostfront fokussiert. Man darf aber auch nicht vergessen, daß die Balkanfront nicht unerheblich für die Konstellationen war! Man denke nur an Rumänien, Bulgarien und die Türkei, um die ja von den Großmächten immer gebuhlt wurde. Die Entente wollte Bulgarien und Rumänien u.a. als Partner haben, um den österreichischen Einfluß im Südosten zu mindern und eine deutsch/österreichische Landverbindung zur Türkei zu unterbinden. Man bedenke, daß auch die Engländer vor dem Krieg Militärmissionen in der Türkei hatten!
    Siehe dazu:
    Matthias Römer: Die deutsche und englische Militärhilfe für das Osmanische Reich 1908-1914 (Peter Lang Verlag, 2007) und
    Carl Mühlmann: Oberste Heeresleitung und Balkan im Weltkrieg 1914/1918 (Wilhelm Limpert Verlag, 1942)
    Man darf zum Thema Kriegsausbruch die Balkankriege 1912-1913 nicht vergessen!!!
    A. Kutschbach: Die Serben im Balkankrieg 1912-1913 und im Kriege gegen die Bulgaren (Franck´sche Verlagsbuchhandlung, 1913) und
    Kriegsgeschichtliche Einzelschriften, Heft 50: Der Balkankrieg 1912/13 (Mittler & Sohn, 1914)
     
    Zuletzt bearbeitet: Jan. 26, 2018
  5. fuchsi

    fuchsi Sehr aktives Mitglied AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    Na ja. Eigentlich ging es ja auf dem Balkan los.
    Die hypothetische Frage lautet ja (so wie ich es verstanden habe): Wenn der Krieg NUR im Osten gewesen wäre - hätte sich Frankreich nach D getraut?
    Grüße
     
  6. eisenbahn.tv

    eisenbahn.tv Sehr aktives Mitglied / Sponsor AbzeichenUser AbzeichenSponsorNeu

    @fuchsi: genau so war die Frage gemeint.

    @Ruhrpottpreuße: danke für die Einladung. Das wird bestimmt interessant ist aber 370 Kilometer (oneway) von mir weg, das pack ich leider nicht... (wenn Du mich fragst, gäbe es heute nur einen "Wilhelm-Plan", wenn's geklappt hätte. Schlieffen ist ja praktischer Weise 1913 gestorben, da konnte man gut den Misserfolg "abladen" ohne, dass die Lebenden in ihrem Glanz beschädigt wurden...).. das Buch werde ich mir mal für den nächsten Urlaub holen. Das klingt spannend.

    @Charlie2 Ich würde schon davon ausgehen, dass es zumindest in den Kolonien zu direkten Kampfhandlungen zwischen Deutschen und Franzosen gekommen wäre, aber ich denke, das hätte nicht zwingend Krieg an der deutsch-französischen Grenze bedeutet.
     
  7. Ruhrpottpreuße

    Ruhrpottpreuße Administrator / Sponsor Mitarbeiter AbzeichenAdmin AbzeichenSponsorNeu

    Man kann dem guten, alten Schlieffen natürlich keinen Vorwurf machen. Schlieffen war ein Planer, der mit Einheiten gerechnet hat, die der deutschen Armee 1914 überhaupt nicht zur Verfügung standen!
    Schaut Euch nur mal diese Anlagen an, aus denen man sieht, mit wieviel Verbänden Schlieffen geplant hat, und wieviel Moltke tatsächlich zur Verfügung standen!
    Alleine das Verhältnis aller Korps (Aktiv, Reserve und Ersatz) beläuft sich auf 51:37! (wenn ich richtig gezählt habe...)
    (Wilhelm Groener: "Das Testament des Grafen Schlieffen", Mittler & Sohn, 1929)

    Weiterführende Literatur:

    Ehlert, Epkenhans, Groß: Der Schlieffenplan, Schöningh Verlag, 2006

    Gerhard Ritter: Der Schlieffenplan (Oldenbourg Verlag, 1956)

    Auswärtiges Amt: Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 (Dt. Verlagsgesellschaft, 1922):
    Band 1: Vom Attentat in Sarajevo bis zum Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin
    Band 2: Vom Eintreffen der serbischen Antwortnote in Berlin bis zum Bekanntwerden der russischen allgemeinen Mobilmachung
    Band 3: Vom Bekanntwerden der russischen allgemeinen Mobilmachung bis zur Kriegserklärung an Frankreich
    Band 4: Von der Kriegserklärung an Frankreich bis zur Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Rußland

    Dr. P. Pirr: Bayerische Dokumente zum Kriegsausbruch und zum Versailler Schuldspruch (Oldenbourg Verlag, 1925)

    Bündnisse vor dem 1.WK: http://www.benoroe.de/kaiser/kaiser_02.htm
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    Zuletzt bearbeitet: Jan. 28, 2018
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